Was ist ein Paradoxon? – Beispiele, Wirkung & Erklärung

Was ist ein Paradoxon? – Beispiele, Wirkung & Erklärung

Was ist ein Paradoxon

Ein rhetorisches Stilmittel wird als Paradoxon bezeichnet. Ein Paradoxon bezeichnet eine widersinnige und überspitzte Aussage oder einen absurden Gedanken, der zu einem Widerspruch führt oder auf unerwartete Weise zuwiderläuft.

Der Begriff Paradoxon leitet sich aus dem griechischen ab. Para hat die Bedeutung „neben“ oder „außer“. Doxa bedeutet „Meinung“ oder „Ansicht“. Werden Paradoxen also analysiert, kann es zu einem tiefer gehenden Verständnis der entsprechenden Gedanken oder Aussagen kommen. Dies löst den Widerspruch bestenfalls aus. Eine höhere Wahrheit ist bei der exakten Betrachtung der Paradoxa zu sehen. Die Widersprüchlichkeit ist eine Gemeinsamkeit der Stilfigur und des Oxymorons.

Ein Beispielsatz wäre „Das Leben ist das Ende des Lebens, das Ende des Lebens ist das Leben.“

Unterschiedliche Stilmittel verstecken sich in diesem Satz. Es werden zwei Aussagen, die sich inhaltlich gegenüberstehen miteinander gekoppelt. Daher handelt es sich hierbei um ein Oxymoron. Die Aussage macht auf den ersten Blick erst einmal einen widersinnigen Eindruck.

Wird sie genauer Betrachtet, so ergibt sie auch einen Sinn. Dies ist paradox. Die Aussagen widersprechen sich, da ja nichts leben kann, was tot ist. Allerdings macht es Sinn, wenn die verborgene metaphorische Bedeutung verstanden wird. Wird zum Beispiel das Leben als Vorleben des Himmels angesehen und der Himmel ist der Ort eines Lebens vom Jenseits, so ergibt es einen Sinn.

Ein weiteres Beispiel zeigt auf, dass Paradoxa auch Oxymora sein können. „Weniger ist mehr“ ist ganz klar ein Oxymoron, da sich die Worte gegenseitig ausschließen. Dies ist jedoch nicht die ganze Wahrheit. Das Oxymoron zeigt also eine Aussage auf, die durch eine widersprüchliche Wortwahl entsteht. Dahinter muss nicht zwangsläufig ein tiefer Sinn stecken. Es könnte auch etwas völlig anderes gemeint sein, als das Gesagte. Es gibt aber auch Situationen, in welchen die Aussage zutreffend ist.

Beim Verfassen eines Textes sollte darauf geachtet werden, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und nicht sinnlose Füllsätze verwendet werden. In dem Fall ist weniger demnach wirklich mehr und dann handelt es sich wieder um ein Paradoxon.

Paradoxa können auch eine komische Wirkung haben, wie zum Beispiel bei der Aussage „Es ist beinahe merkwürdig, wenn sich zwei Glatzen in die Haare bekommen“. Hier wird gezeigt, dass es auch merkwürdige Paradoxen gibt.

Die Aussage widerspricht sich zunächst einmal. Denn wie sollen sich Personen die eine Glatze haben, an den Haaren ziehen? Oxymoron und Paradoxon werden auch hier gekoppelt. Die Aussage sich in die Haare zu bekommen ist umgangssprachlich und bedeutet so viel wie in Streitigkeiten geraten.

Die Unterschiede von Paradoxen, Antithesen und Oxymora

Bei Analysen von Gedichten fällt es Schülerinnen und Schülern oftmals nicht einfach, den genauen Unterschied zwischen Paradoxen, Antithesen und Oxymoron zu erläutern. Die Unterschiede sind meist sehr fein und die Stilfiguren gehen ineinander über. Daher ist es nicht immer so leicht zu erkennen.

Die gegensätzliche Verkoppelung von zwei Aussagen ist eine Antithese. Aber die Aussagen müssen nicht zwangsläufig einen Widerspruch ergeben. Sie widersprechen sich nur inhaltlich. Durch die Antithese können ganze Sätze oder auch einzelne Worte gegenübergestellt werden.

Beim Oxymoron werden im Gegensatz zur Antithese ausschließlich die Verbindungen einzelner Worte zum Widerspruch gebracht. Sprich: Antithesen und Oxymora können durchaus gleich sein. Beim Oxymoron aber zählt auch die logische Verbindung.

Beim Paradoxon wird der Widerspruch auf den ersten Blick gesehen. Bei genauerer Betrachtung allerdings fallen dann der eigentliche Inhalt oder Sinn auf.

Paradoxon Formen

Paradoxa gibt es in der Literatur, Philosophie, Religion und weiteren Wissenschaften. Eine Übersicht zeigt die unterschiedlichen Arten der Paradoxa.

Paradoxa: Eine auf sich selbst bezogene Aussage wird negiert. „Dieser Satz ist falsch“ ist eine Aussage, die wahr ist, wenn sie nicht stimmt und nicht stimmt, wenn sie wahr ist. Verneint wird die Aussage also, wenn sie auf sich selbst bezogen ist.

Metaphysische Paradoxa: Phänomene, die sich der Begreifbarkeit mit den zur Verfügung gestellten Möglichkeiten entziehen. Dazu gehören die Unendlichkeit von Zeit und Raum. Die Unendlichkeit widerspricht dem normalen Menschenverstand genauso wie die Endlichkeit.

Semantische Paradoxa: Widersprüche in der Zeichenbedeutung.

Rhetorische Paradoxa: Wie bei dem Beispiel „weniger ist mehr“, soll ein rhetorisches Stilmittel die detaillierte Wahrheit durch einen Widerspruch klar darstellen. Bei genauerer Betrachtung verliert die Aussage die Widersprüchlichkeit.

Die Funktionen und Wirkungen von Paradoxen

Es ist nicht immer so einfach, einem Stilmittel eine genaue Wirkung zuzuordnen. Der Effekt von Stilfiguren auf den Zuhörer oder Leser löst bei diesem aber etwas aus. Ob der Effekt zutreffend ist, muss geprüft werden.

Eine kurze Übersicht zeigt die Wirkung und Funktion, sowie Merkmale des Paradoxons:

Der Scheinwiderspruch bezeichnet das Paradoxon. Nur durch eine genauere Analyse kann die tiefere Bedeutung erkannt werden. Paradoxa sollen die Vielseitigkeit einer Situation ausdrücken und zum Denken anregen.

Oftmals werden Paradoxa wie ein Rätsel verwendet. Sprich: Für den Leser oder Zuhörer erscheint die Aussage zunächst sinnlos und wird erst nach näherer Betrachtung einen Sinn ergeben. Auch in der Emphase und der Blasphemie werden Paradoxa eingesetzt und zwar oft in der Form eines Epigramms, des Aphorismus oder der Sentenz.

In der Zeit des Barock, des Expressionismus und der Mystik, sowie vor allem in der religiösen Literatur ist die Stilfigur typisch.

Kennst du alle rhetorischen Stilmittel auswendig?

Dann teste dein Wissen an unserem Quiz zum Thema: „rhetorische Stilmittel

War dieser Artikel hilfreich?

Ja
Nein
Vielen Dank für dein Feedback!

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein