
Die Klimax = Steigerung
Die Klimax ist eine Steigerung und gehört zu den Erweiterungen (lat. amplificatio),den rethorischen Stilmitteln, die einzelne Gesichtspunkte verdeutlichen. Seit den Anfängen der Literatur wird die Klimax eingesetzt, um bestimmte Aussagen eines Textes hervorzuheben. Vom altgriechischen wandelte sich die Bedeutung „von Leiter, Treppe“ in der lateinischen Sprache zu „climax – Steigerung des Ausdrucks„, wie die Klimax heute noch verstanden wird.
Einzelne Wörter bis ganze Satzteile steigern sich, vornehmlich dreifach, vom schwächsten zum stärksten Ausdruck. Diese Steigerung bezieht sich auf die Bedeutung des Inhaltes und kann daher von groß zu klein, oder umgekehrt reichen. Es sind kaum Grenzen gesetzt, die Klimax kann von schwarz zu weiß oder von unwahrscheinlich zu unmöglich führen.
Beispiele:
„gut, besser, am besten“
„Herr Wehner, in jeder Fraktion, in jeder Partei gibt es Eifrige, Übereifrige und Allzueifrige …“
(Kurt Georg Kiesingen, Sitzung des Deutschen Bundestages, 1958)
Die Klimax setzt den Focus
Durch die zielführende Steigerung lenkt die Klimax die Aufmerksamkeit verstärkt auf eine bestimmte Angabe. Stufenweise wird der Spannungsbogen bis zum Zenit aufgebaut. Emotionen werden geweckt, die Spannung erhöht, die beschriebenen Sprachbilder werden schrittweise gewaltiger. Den Abschluss bildet die stärkste Aussage.
„Heute back‘ ich morgen brau‘ ich, übermorgen hol‘ ich der Königin ihr Kind.“
(Gebrüder Grimm, Rumpelstilzchen)
Die Klimax – beliebtes Stilmittel der Literatur
In den altgriechischen Dramen, den Schriften und Reden des Römischen Reiches, bis hin zu den Texten der heutigen Zeit wurden durchgehend Klimaxe genutzt. Sie steigern die Erwartungen des Lesers, wecken Emotionen, lassen das Beschriebene lebendig erscheinen, fesseln die Aufmerksamkeit bis hin zum,- manchmal überraschenden – Schlusspunkt.
„Ich verteidige viele Menschen, viele Gemeinden, ja die ganze Provinz Sicilien.“ (Cicero)
„Das Meer spült sie an, das Meer spült sie fort – unaufhörlich. Das Meer formt sie, schleift sie, gibt ihnen Struktur …“ (Corinne Brombacher-Kreier, Botzala- Meereskiesel)
„Der Mensch besteht aus Knochen, Fleisch, Blut, Speichel, Zellen und Eitelkeit.“
(Kurt Tucholsky)
Die Antiklimax
Wird eine Klimax eingesetzt, um eine Minderung hervorzuheben oder etwas abzuwerten, wird sie Antiklimax genannt. Sie verdeutlicht die Geringschätzung einer Sache oder die Unwichtigkeit. Durch diese umgekehrte Steigerung wird ebenso wie bei der Klimax der Effekt erzeugt, die Aussage zu betonen, aber den Schlusspunkt setzt das Kleinste, am wenigsten Wichtigste.
„Mit Gott, für Kaiser, Volk und Vaterland.“
„Weiß sind Türme, Dächer, Zweige,…“
(Theodor Fontane, Verse zum Advent)
Die Klimax und der Handel
In Verkaufsgesprächen und Werbematerial ist die Klimax vortrefflich geeignet, die Verkaufsargumente zu präsentieren. Im Interessenten wird der Wunsch geweckt, das Produkt zu besitzen. Ein Schwerpunkt der heutigen Verkaufsphsychologie ist es, den Kunden durch Argumente zu überzeugen. Die Klimax bietet die Möglichkeit, die Argumentation vom geringsten Vorteil bis hin zum stärksten Nutzen für den Käufer zu steigern.
„Diese Pflanze ist sehr robust, und hat schon Knospen angesetzt. Den ganzen Sommer werden Sie Früchte ernten können. Sie ist winterhart. Sie könnten viele Jahre üppige Ernten erwarten.“
Da Werbeslogans kurz und einprägsam sein sollen, wird die Klimax gern genutzt, Kunden unverwechselbar auf sich aufmerksam zu machen. Oft mündet die Steigerung in der Nennung des Markennamens. Dies suggeriert, das Produkt ist noch hochwertiger als die erwartete Steigerung.
„Gelb. Gut. Günstig.“ (Yello Strom)
„Lavendel – Oleander – Jasmin – Vernel“ (Vernel)
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