
Was versteht man unter einer „Litotes“?
Die Bezeichnung Litotes stammt aus dem Griechischen und bedeutet Schlichtheit oder auch Zurückhaltung. Es handelt sich um ein rhetorisches Stilmittel. In seiner Verwendung erinnert es oftmals an das Mittel der Ironie. Es handelt sich um eine Wortfigur, die entweder eine Bejahung durch Verwendung einer doppelten Verneinung oder der Verneinung des Gegenteils darstellt. Oder es kann sich auch um eine Hervorhebung des eigentlich Gemeinten handeln, indem der Verwender die Aussage untertreibt und abschwächt.
Es liegt in der Natur der Sache, dass es schwierig ist, die doppelte Verneinung von der Verneinung des Gegenteils zu unterscheiden. Man könnte die Verneinung des Gegenteils auch als eine Auswirkung der doppelten Verneinung betrachten, allerdings lassen sich diese beiden Formen klar voneinander trennen. Man kann sie wie folgt abgrenzen:
Die Bejahung mit Hilfe der doppelten Verneinung
Im deutschen Sprachgebrauch ist es durchaus üblich, eine doppelte Verneinung als Bejahung anzusehen. Dabei stellt die Litotes keine Ausnahme dar. Wie eine doppelte Verneinung aufgebaut ist? Dabei wird ein vereinender Partikel oder aber auch ein verneinendes Pronomen doppelt verwendet.
Beispiele für dieses rhetorische Stilmittel
Beispiel 1
Ein Vater wirft seinem Sohn vor, dass dieser ohne sein Wissen zu einer Party gegangen sei. Der Sohn hat ihm jedoch durchaus davon erzählt. Er sagt:
„Es stimmt ganz gewiss nicht, dass ich das nicht erzählt habe.“ Er hat es folglich erwähnt.
Beispiel 2
Ein Polizist spricht über einen Verdächtigen:
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass er nichts mit der Sache zu tun gehabt hat.“ Mit anderen Worten, er denkt schon, dass es sich um den Täter handeln könnte.
Die Bejahung mit Hilfe der Verneinung des Gegenteils
Hingegen kommt es bei der Verneinung des Gegenteils lediglich zur einfachen Verwendung eines verneinenden Partikels oder eines verneinenden Pronomens. Dabei erfolgt die weitere Verneinung durch die Nutzung des Gegenteils.
In einem anderen Artikel haben wir eine große Sammlung aller sprachlichen Mittel!
Beispiele für dieses rhetorische Stilmittel
Beispiel 1
Ein Kind über seine Mutter:
„Sie ist wirklich nicht die schlechteste Mutter.“ Damit soll ausgedrückt werden, dass sie wirklich eine gute Mutter ist.
Beispiel 2
Eine Frau beschwert sich über ihren Ehemann: „Er ist wirklich kein Romantiker.“ Meint: Mit Romantik hat ihr Mann wirklich nichts am Hut.
Das Stilmittel als Ausübung von Kritik verwenden
Man kann das rhetorische Stilmittel der Verneinung des Gegenteils auch dazu verwenden, sanft Kritik auszuüben. Diese wird zumeist vom Empfänger etwas besser aufgefasst, als würde sie „auf die harte Tour“ geäußert werden. Ein Beispiel gefällig? „Du warst aber auch schon mal dünner.“ Klingt in jedem Fall besser als „Bist du fett geworden.“ oder auch „In ihr steckt wahrlich keine Heldin.“ Im Gegensatz zu „Sie ist einfach nur feige.“.
Bereits Thomas Mann verwendete dieses Stilmittel, um seinem ironischen Charakter Ausdruck zu verleihen. Über den Konsul Johann Buddenbrock konnte man lesen: „Er war, mit seinen siebenzig Jahren, der Mode seiner Jugend nicht untreu geworden.“
Das Gesagte durch Untertreibung und Abschwächung besonders hervorheben
Hierbei handelt es sich um eine weitere Form der Litotes, bei welcher das eigentlich Gesagte mit Hilfe von Abschwächung und Untertreibung besonders hervorgehoben. Es lassen sich damit gut Lob, Anerkennung und auch Bewunderung seines Gegenüber ausdrücken.
Beispiele für dieses rhetorische Stilmittel
Beispiel 1
Ein Germanist beobachtet eine Frau auf der Wiese im Park wie sie ein Gedichtband von Johann Wolfgang von Goethe liest und meint: „Ich habe mal irgendwo gehört, dass Goethe auch ganz passable Gedichte geschrieben haben soll.“ Gemeint ist, dass Goethe einer der bedeutendsten Dichter der deutschen Literaturgeschichte ist. Der Germanist bringt damit seine Anerkennung zum Ausdruck. Zudem zeigt er damit auch seine Zustimmung bezüglich der Wahl der Lektüre der Frau.
Beispiel 2
Der erste Besuch bei dem Bruder im neuen Haus, welches eher einer stattlichen Villa entspricht. Er meint: „Das ist aber wirklich ein nettes Häuschen.“ Ausgedrückt wird damit, dass es sich eigentlich um ein tolles Haus handelt. Die Größe und auch die Ausstattung des Hauses werden bewundernd betrachtet.
Die Verwandtschaft der Litotes zur Hyperbel
Dem Stilmittel der Hyperbel kommt ein Verwandtschaftsgrad zu Litotes zu. Bei der Hyperbel wird eine Hervorhebung durch eine Übertreibung erreicht. Es handelt sich folglich um das entgegengesetzte sprachliche Stilmittel. Das Ziel ist jedoch dasselbe.
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