
Mit dem Begriff „Renaissance“ bezeichnet man eine historische Epoche in Europa, die am Ende des Mittelalters ihren Anfang nahm und grob das 15. und 16. Jahrhundert umfasste. Ihren Ursprung hatte sie in Italien, von wo sie sich über den gesamten Kontinent verbreitete. Bezeichnende geistesgeschichtliche Haltung für die Renaissance ist der sogenannte Humanismus, eine Denkrichtung, die den Menschen in das Zentrum aller Betrachtungen rückte und ihm zum Maß aller Dinge machte.
Der Begriff „Renaissance“ – Definition
Der Begriff „Renaissance“ kommt aus dem Französichen und heißt übersetzt Wiedergeburt. Die Verwendung des Begriffes selbst kam erst im 19. Jahrhundert auf. Somit ist die Epochenbezeichnung retroperspekiv erfolgt. Die Zeitgenossen selbst sprachen eher von der Epoche der Reformation, der Erneuerung. Kennzeichnend für die Renissance ist die direkte Anknüpfung an die Antike.
Antike Gelehrte, die Griechische und Lateinische Sprache wurden wieder entdeckt bzw. prominent in den Fordergrund gerückt. Auch in der Architektur, der Literatur und der Kunst entdeckte man die Antike neu, knüpfte an deren Stil an. Es erfolgte ein mehr oder weniger eindeutiger kultureller Bruch mit dem Mittelalter. Daher auch der Epochenbegriff Renaissaince. Die Wiedergeburt der Antike.
Die Renaissance als historische Epoche
Der Begriff „reformatio“ macht schon deutlich, worum es historisch innerhalb der Renaissance vor allem ging: Der Reformation. Die althergebrachten religiösen Traditionen wurden hinterfragt, die kirchlichen Autoritäten kritisiert. Am Anfang stand der Thesenanschlag von Martin Luther an die Tür der Schlosskirche von Wittenberg, als Ausgangspunkt der kirchlichen Reformation. Doch erst die Türkenkriege brachten einen wesentlichen kulturellen Schub, der die Renaissance gänzlich in Bewegung brachte. Nach der Eroberung Konstantinopels 1453 durch die Türken flohen viele Gelehrte nach Italien. Mit dieser Flucht ging ein immenser Wissenstransfer nach Europa einher. Sie brachten antikes Wissen, antike Schriften mit, die in Europa längst in Vergessenheit geraten waren.
Die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern 1455 durch den Mainzer Johannes Gutenberg ermöglichte eine bis dahin nie gekannte Verbreitung von Wissen und half somit das wieder entdeckte Wissen der Antike rasch in ganz Europa zu verbreiten. Die Schriften von Platon, Sokrates, Homer, Tacitus, um nur einige zu nennen, konnten so einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Des weiteren führte die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus 1492 sowie die Promotion des Kopernikanischen Weltbildes (die Sonne steht im Mittelpunkt des Sonnensystems, nicht die Erde) zu einer Erweiterung des europäischen Horizontes, das Zeitalter der europäischen Entdeckungen brach an. Das aufkommende Bürgertum eignete sich zusehends Wissen und Reichtum an und begann sich von den althergebrachten kirchlichen Autoritäten zu lösen.
Die Renaissance in der Literatur
Sagen, Legenden, Fabeln erhielten einen großen Aufschwung während der Renaissance aber auch die mittelalterlichen Helden-, Abenteuerromane, jetzt allerdings abgewandelt mit bürgerlichen Helden. So zum Beispiel die Figur des Till Eulenspiegel. Darin drückt sich die Fokussierung der Renaissance auf den Menschen aus. Zudem erweiterte sich das Publikum. Nun wurde wirklich für ein breites Publikum geschrieben, nicht mehr nur für eine bestimmte Bildungselite. Somit entstanden auch die ersten Volksbücher, in denen die oben erwähnten Sagen und Fabeln gesammelt wurden.
Besonders die Narrenliteratur und satirische Darstellungen erfuhren während der Renaissance eine Blütezeit, oft als Möglichkeit die herrschenden Zustände, die weltlichen und kirchlichen Autoritäten zu kritisieren. Hier wären zum Beispiel die Dunkelmännerbriefe des Johannes Reuchlin zu nennen.
Lyrik
Im Bereich der Lyrik sind die Anknüpfungen an das Mittelalter besonders groß. Eine Blüte erlebt die niedere Minne, die sich zum Volkslied entwickelte. Martin Luther entwickelte das Kirchenlied, wodurch die Gemeinde nun aktiv am Gesang und damit am Gottesdienst teilnehmen konnte. Besonders im 16. Jahrhundert erfreute sich der sogenannte Meistersang einer großen Beliebtheit. Anfänglich noch stark an kirchliche Traditionen in Form und Aufbau gebunden, befreite er sich und wurde eine selbstständige Gattung, die gerade im Bereich der Zünfte Einzug hielt und zu deren charakteristischen Kunstform wurde. Dass es gerade die Zünfte waren, die sich diese kirchliche Kunstform zu eigen machten, zeigt, dass die Renaissance vor allem ein städtisches Phänomen war und weist auf die große Rolle, die die Städte ab nun für die kulturelle Entwicklung spielten.
Hans Sachs beispielsweise zählt mit über 4000 Meisterliedern zu den bedeutendsten Lyrikern im deutschsprachige Raum der Renaissance.
Das Drama
Kannte das Mittelalter die Unterscheidung zwischen hoher, mittlerer und niederer Minne – je nach Adressatenkreis – gab es auch in der Renaissance unterschiedliche Formen des Dramas. Einen nicht unbedeutenden Einfluss auf Aufbau und Gestalt vieler Dramen hatte der antike Autor Seneca. Sein Einfluss ist besonders bei den Dramen zu spüren, die sich dezidiert dem Weltbild des Humanismus verpflichteten. Besonders charakteristisch für diese Form des Dramas ist ein belehrender Unterton. Dem Zuschauer/Leser sollte eine Botschaft mit auf den Weg gegeben werden.
In eine ähnliche Richtung zielten die sogenannten Fastnachtsspiele. Auch sie wollten den Zuschauer belehren. Es sind vor allem diese Fastnachtsspiele, die als Vorläufer unserer modernen Dramen angesehen werden können. Elementar ist, dass vielfach ernste Themen behandelt werden, jedoch in einen komischen bisweilen sogar albernen Rahmen eingebettet. Die Charaktere sind meist grob, schablonenhaft und finden sich in merkwürdigen, seltsamen Situationen wieder. Somit sind schon Ähnlichkeiten mit dem späteren einfachen Volkstheater zu erkennen.