
Als Asyndeton wird ein rhetorisches Stilmittel bezeichnet, das aus mindestens drei Wörtern oder Satzgliedern besteht, die ohne ein Bindewort (Konjunktion) verbunden sind. Das Asyndeton ist also eine Aufzählung (Enumeratio), die in allen literarischen Gattungen genutzt wird. Das Pendant zum Asyndeton ist das Polysyndeton, bei dem mindestens drei Satzglieder oder Wörter mit einer Konjunktion verbunden sind. Als Syndeton wird die simple Aufzählung von nur zwei Wörtern mit einer Konjunktion bezeichnet.
Hinweis: Als Konjunktion wird eine Wortart bezeichnet, die eine Verbindung zwischen Sätzen, Satzgliedern, Wortgruppen oder einzelnen Wörtern herstellt. Die Wörter „und“, „oder“ und „weil“ beispielsweise sind Konjunktionen, da die zwischensprachlichen Elemente als Bindeglieder fungieren.
Ursprung
Asyndeton (ἀσύνδετον) ist Griechisch und bedeutet unverbunden. Dies verweist auf das Grundprinzip des Stilmittels, es beschreibt also die Aufzählung mehrerer Wörter, die nicht miteinander verbunden sind.
Beispiele und Erklärungen
Ein Rot, ein Grün, ein Grau vorbeigesendet, ein kleines kaum begonnenes Profil […]
Das obige Beispiel stammt von dem Gedicht Das Karusell von Rainer Maria Rilke. Hierbei werden die Wörter Rot, Grün und Grau ohne eine Konjunktion aneinander gereiht, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Daher handelt es sich um ein Asyndeton.
Ein Auto. Ein Computer. Ein Mann.
Das Intro der Serie Knight Rider beginnt stets mit den oben genannten Wörtern, also mit einem Asyndeton. Wenn die Wörter mit einer Konjunktion verbunden wären, würde der Satz eine andere Wirkung erzeugen. Durch das Weglassen der Bindewörter entsteht jedoch eine gewisse Dynamik.
Frisch, fromm, fröhlich, frei
Oben genanntes Asyndeton ist zu einem geflügelten Wort bzw. zu einer Redewendung geworden und wird als Synonym für unbefangen genutzt. Durch das Beispiel wird jedoch auch ersichtlich, dass ein Asyndeton auch problemlos mit weiteren Stilmitteln verbunden werden kann. Hier wird es mit einer Alliteration, einer viergliedrigen Klimax und einem Hendiadyoin verknüpft.
Einsatz, Wirkung und Funktion
Das Asyndeton wird oft eingesetzt, um im Geschehen eine Dynamik oder eine innere Zerrissenheit bzw. Spannung zu implizieren. Die Wirkung auf den Leser ist dabei sehr klar: die Abschnitte sind ungeordnet, gerafft und ein wenig hektisch.
Ein Geschehen kann durch alle Arten von Aufzählungen, wie zum Beispiel Polysyndeta, Syndeta und auch Asyndeta, gerafft und verstärkt werden. Da die Aufzählung als Asyndeta keinem Oberbegriff folgt, sind die Worte hierbei ungeordnet und wirken unter anderem chaotisch oder irrational. Dadurch kann eine bestimmte Dynamik entstehen, die gegebenenfalls auch eine emotionale Grundhaltung, eine Hektik oder eine innere Spannung signalisieren kann.
Unterarten vom Asyndeton
Die Aufzählung von Wörtern oder Satzgliedern kann sehr unterschiedlich gestaltet sein, wodurch auch eine jeweils andere Wirkung auf den Leser erzielt wird. Die fünf Unterarten des Asyndeton sind:
- Adversativum
- Consecutivum
- Enumerativum
- Explicativum
- Summativum
Das Asyndeton adversativum bedeutet gegensätzliches Aufzählen. Hierbei werden zwei Asyndeta gegenübergestellt.
Beispiel: Liebe, Güte, Herz siegt stets über Hass, Gewalt, Schmerz.
Das Asyndeton consecutivum bedeutet folgerndes Aufzählen. Hierbei resultiert aus dem Asyndeton eine Schlussfolgerung.
Beispiel: Wer, wie, was, wieso, weshalb, warum — wer nicht fragt bleibt dumm [„Sesamstraße“-Lied von Volker Ludwig].
Das Asyndeton enumerativum bedeutet unzählbares Aufzählen. Hierbei soll die Aufzählung zahllos oder allumfassend sein.
Beispiel: Wenn Landwirte, Schiffbauer, Bergleute, Rentner, Alleinerziehende, Arbeitslose auf die Straße gehen, scheint die Politik Fehler gemacht zu haben.
Das Asyndeton explicativum bedeutet erklärende Aufzählung. Hierbei werden Zusammenhänge erklärt, erhellt oder begründet.
Beispiel: Io, Europa, Ganymed, Kallisto das sind die vier größten Jupitermonde
Das Asyndeton summativum bedeutet resultierendes Aufzählen. Hierbei wird das Asyndeton in einem Resultat zusammengefasst.
Beispiel: Kann etwas verwickelter, logischer, wunderbarer sein als eine Sprache? [Psychologie der Massen von Le Bon, Gustave]
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