Was ist ein Diminutiv? – Beispiele, Wirkung & Erklärung

Was ist ein Diminutiv? - Beispiele, Wirkung & Erklärung

Unter dem Diminutiv wird in der Grammatik die Verkleinerung oder Verniedlichung von Nomen (Substantiven) verstanden. Er wird auch als Deminutiv, Diminutivum oder Deminutivum bezeichnet und durch das Anhängen der Endsilben -chen bzw. -lein gebildet. Oft kommt es dabei zu einer Änderung des Stammvokals zu einem Umlaut. So lautet beispielsweise der Diminutiv von Kuss Küsschen. Der Diminutiv wird zur Ausformung von Kosenamen oder als rhetorisches Stilmittel verwendet (vgl. Litotes).

Die Übersetzung des lateinischen Begriffes deminuere (vermindern, verringern) verdeutlicht, dass es um das sprachliche Verringern oder Verkleinern von Substantiven geht. Hierzu ein Beispiel:

Hier steht kein Haus, hier steht ein Häuschen.

Dabei wird der Begriff Haus verniedlicht, indem die Endsilbe -chen angehängt und der Vokal a in den Umlaut äumgewandelt wird. Dadurch erhält man den Diminutiv Häuschen. In diesem Fall wäre auch eine Verniedlichung mittels der Endsilbe -lein möglich: Häuslein. Anfolgend ein weiteres Beispiel:

Ich hätte gerne ein Brot und sechs Brötchen.

In diesem Beispiel wird das Nomen Brot verniedlicht. Hierzu wird wieder -chen angehängt und der Vokal in einen Umlaut umgewandelt. In diesem speziellen Fall hat sich der Diminutiv in den gewöhnlichen Sprachgebrauch eingebürgert und ist als solcher auf den ersten Blick gar nicht so eindeutig zu erkennen. Hier ein paar weitere Beispiele:

  • Eichhörnchen
  • Erdmännchen
  • Fischstäbchen (von Stab)
  • Frauchen (Tierhalterin, von Frau)
  • Fräulein (früher: unverheiratete Frauen, heute: Verkleinerung)
  • Herrchen (Tierhalter, von Herr)
  • Kaninchen (alte Tierbezeichnung: Kanin)
  • Maiglöckchen (von Glocke)
  • Meerschweinchen (von Schwein)
  • Mädchen (von Maid)
  • Männchen (männliches Tier, von Mann)
  • Märchen (von Mär)
  • Ohrläppchen (von Lappe)
  • Plätzchen (möglicherweise von placenta (lat. Kuchen))
  • Radieschen (alte Bezeichnung: Radies)
  • Rotkehlchen (von Kehle)
  • Seepferdchen (von Pferd)
  • Silberfischchen (von Fisch)
  • Stiefmütterchen (von Mutter)
  • Veilchen (von viola (lat.))
  • Wehwehchen (von Weh)

Wie der Diminutiv gebildet wird

Der Diminutiv wird gebildet, indem an ein beliebiges Substantiv die Endsilbe -chen oder -lein angehängt wird. Nomen, die bereits verkleinert sind (z.B Eichhörnchen), können nicht mehr diminuiert werden. In manchen Gebieten (Bayern, Österreich) wird der Diminutiv durch die Endsilbe -erl gebildet.

Zu beachten ist der Wechsel des Stammvokals zu einem Umlaut. Außerdem entfällt beim Diminuieren von Wörtern, die auf einen Vokal ändern, dieser meistens. Hierzu einige Beispiele:

  • Dose => Döschen, Döslein
  • Rose => Röschen, Röslein
  • Mann => Männchen, Männlein
  • Haus => Häuschen, Häuslein
  • Pferd => Pferdchen, Pferdlein

In den ersten beiden Fällen entfällt der unbetonte Vokal am Wortende. Die ersten vier Beispiele beinhalten die Umwandlung des Stammvokals in einen Umlaut.

Der Diminutiv ist stets sächlich

Der Artikel eines Substantivs gibt dessen Geschlecht (lat. Genus) an und ist für dessen Deklination entscheidend. Man unterscheidet zwischen drei verschiedenen Geschlechtern: feminin (weiblich), maskulin (männlich) und neutral (sächlich).

Zu beachten ist, dass Diminutive von Substantiven stets sächlich sind. Unabhängig des Artikels der Stammform ist der Begleiter der Verkleinerungsform immer das. Auch hierzu einige Beispiele:

  • die Bank => das Bänkchen, das Bänklein
  • die Wurst => das Würstchen, das Würstlein
  • der Hund => das Hündchen, das Hündlein

Die Beispiele zeigen, dass die Verkleinerungsform ausnahmslos sächlich ist.

Den Diminutiv als Stilmittel verwenden

Der Diminutiv kann als Stilmittel gebraucht werden, um beispielsweise eine Sache abzuschwächen oder zu verkleinern. Auch eine Entwertung oder eine doppelte Verneinung ist möglich.

Wenn etwas durch eine doppelte Verneinung bejaht wird, bezeichnet man dies als Litotes (z.B keine Kleinigkeit). Allerdings kann auch die Verkleinerungsform angewandt werden, um das Gegenteil auszudrücken. Hierzu wieder ein Beispiel:

Das Haus kostet ein hübsches Sümmchen.

Eigentlich wird das Wort Summe durch den Diminutiv abgeschwächt. In diesem Kontext wird allerdings das Gegenteil damit bezweckt. Dadurch wird deutlich, dass sich mit Hilfe der Verkleinerungsform auch Übertreibungen oder Zuspitzungen ausdrücken lassen.

Zusammenfassung:

Unter dem Diminutiv versteht man die Verkleinerungsform von Substantiven. Seine Bildung erfolgt durch das Anhängen der Endsilben -chen und -lein (manchmal auch -erl) an das Nomen. Der Stammvokal ändert sich dabei zu einem Umlaut und ein etwaiger unbetonter Vokal am Wortende entfällt.

Seine Anwendung findet er in der Verniedlichung von Tieren und Menschen, als Untertreibung, als Kennzeichnung von kleinen Dingen innerhalb einer Klasse oder als Kosename und -wort.
Hinweis: Wird der Diminutiv als Stilmittel angewandt, können Personen, Dinge oder Situationen schwächer und somit unwichtiger dargestellt werden.

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