Was ist eine Apokope? – Beispiele, Wirkung & Erklärung

Was ist eine Apokope? - Beispiele, Wirkung & Erklärung

Die Apokope wird nicht nur in literarischen Texten häufig eingesetzt, sie begegnet uns als rhetorisches Stilmittel sogar in Texten sämtlicher Variationen. Sie steht für das Auslassen der Buchstaben, beziehungsweise Silben am Ende eines Wortes. Daher kann sie, durch die Veränderung der Wörter, nützlich für die Dynamik der Sprache sein, das Einhalten eines bestimmten Metrums verwirklichen und obendrein den Klang im Allgemeinen abwandeln.

Abgeleitet aus der griechischen Sprache (ἀποκοπή), lässt sich die Apokope mit „Weglassung“ oder „Abschneidung“ übersetzen. Diese Translation verdeutlicht den Charakter des Stilmittels, bei welchem es sich um nichts anderes, als das Auslassen von Buchstaben oder Silben, handelt. Es folgt ein Beispiel mit anschließender Erklärung:

„Das hab‚ ich dir schon immer gesagt!“

Erklärung: Die Apokope dieses Ausrufs (Exclamatio) finden wir beim zweiten Wort „hab“, da bei diesem eindeutig auf das Endungs-e verzichtet wurde. Andernfalls lautete obiger Satz wie folgt: „Das habe ich dir schon immer gesagt!“. Im Deutschen ist diese Art von Weglassen des Buchstabens am Ende eines Wortes sehr geläufig und daher im Alltag für die meisten sogar kaum auffällig, da es quasi dem Standard entsprechend ist. Das „e“ gehört grundsätzlich zu den Vokalen (a,e,i,o,u) und ist übrigens am häufigsten von der Apokope im Deutschen betroffen.

„Ich lasse den Freund dir als Bürgen,
Ihn magst du, entrinn’ ich, erwürgen.“

Obige Zeilen entstammen der zweiten Strophe Schiller’s Ballade „Bürgschaft“. Das Wort „entrinne“ wird geradezu natürlich abgeschnitten, was dadurch den Rhythmus des Textes auch beizbehalten. Es ist also nicht nur die grundlegende Verkürzung, sondern auch das Erzeugen eines beabsichtigten Rhythmus eine wichtige Funktion des rhetorischen Stilmittels.

Manch bunte Blumen sind an dem Strand,
Meine Mutter hat manch gülden Gewand.

Johann Wolfgang von Goethe’s Erlkönig kennt nahezu ein jedes Kind. Auch in diesem Werk wird, wie oben im Beispiel, auf das „e“ verzichtet und nebenbei allerdings nicht mit einem Apostroph gekennzeichnet. Daher braucht man für das Identifizieren eines Apokops durchaus gute Sprachkenntnis.

Anmerkung: Die genannten Beispiele zeigen nur eine Anzahl der Möglichkeiten, wie ein Apokope Verwendung findet. Allerdings kann das Stilmittel auch als Weglassung ganzer Endsilben, anstatt nur einzelner Buchstaben in Erscheinung treten. Allgemein ist die Apokope ansonsten aber leicht zu erkennen und zu benennen.

Apokope, Elision, Aphärese, Synkope

Selbstverständlich können Worte auch an anderen Stellen als am Ende abgeschnitten werden, sodass also auch mittig oder anfangs Buchstaben ausgelassen werden. All diese Formen haben unterschiedliche Bezeichnungen, wie Sie aus folgender Übersicht in Erfahrung bringen werden.

Elision: Sie steht für die Auslassung eines Vokals zwischen zwei Konsonanten im Wortinneren, um die Aussprache enorm zu erleichtern beziehungsweise um den ansonsten entstehenden Hiatus nach Wortende vor vokalisch anlautendem Folgewort zu vermeiden. Allgemein bedeutet das, dass die Elision jegliche Form der Lautauslassung eines Wortes beschreibt, während die Apokope nur ein untergeordnetes Stilmittel ist, da sie sich nur auf das Wegfallen von Buchstaben am Wortende bezieht.

Aphärese: Sie bezeichnet das Auslassen von Anfangsbuchstaben oder Silben (Beispiel: „’s kommt immer, wie es kommen muss!“ oder „’s Röslein auf der Heiden.“).

Synkope: Sie beschreibt das Wegfallen eines Vokals im Wortinneren zur Begünstigung der Artikulation oder aus Gründen des Einhaltens des verwendeten Metrums. (Beispiel: adlig statt adelig; gehst statt gehest).

Hinweis: Alle genannten Stilmittel bedeuten einen Wort- oder Silbenauslass. Der Überbegriff dafür ist der sogenannte Metaplasmus, welcher alle Stilmittel, bei denen Wörter gegen die Regeln der Morphologie oder Phonologie verändert werden, unabhängig davon, ob es bezüglich des Hinzufügens, Weglassens, Austausches oder Ersetzens geschieht.

Die Wirkung bzw. Funktion der Apokope

Genaue Wirkung oder Funktion lässt sich für ein Stilmittel ohnehin stets schwer oder auch kaum definieren. Das liegt daran, dass man Gefahr läuft, dieses auf eine exakte Wirkungsweise zu reduzieren, ohne dabei aufmerksam zu sein, ob in anderem Falle überhaupt eine andere, weitere Möglichkeit besteht. Es folgt dennoch eine ungefähre Übersicht der häufigsten Annäherungen der Funktion:

Das Weglassen des Endungsbuchstaben oder der Silbe am Ende eines Wortes bezeichnet man als Apokope. Die Nutzung dieser kommt zugunsten der Sprachdynamik, der Klangvariation oder der Einhaltung eines Metrums.

Im Deutschen sind vor allem Vokale von dem Weglassen betroffen, insbesondere das „e“. Meistens wird das Abkürzen von der Apokope gekennzeichnet (‘), es kann jedoch auch Ausnahmen ohne diese geben.

Im alltäglichen Sprachgebrauch findet die Apokope ohnehin ständige Verwendung, da das Abkürzen gewisser Wörter stets für den Redefluss optimierend ist. Ein einfaches Beispiel: „Ich hab‘ Hunger! Bring‘ mir doch ein Sandwhich!“.

Kennst du alle rhetorischen Stilmittel auswendig?

Dann teste dein Wissen an unserem Quiz zum Thema: „rhetorische Stilmittel

War dieser Artikel hilfreich?

Ja
Nein
Vielen Dank für dein Feedback!