
Die Concessio kommt als rhetorisches Mittel und Stilfigur vornehmlich in Reden und im geschriebenen Dialog zum Einsatz. Hierbei wird ein vom Debattengegner vorgetragenes Argument aufgegriffen und, mehr noch, der Richtigkeit bezeugt. Dann kommt aber der Gegenschlag mit einem stärkeren und dem vorgetragenen Argument entkräftenden Argument, sodass der Debattengegner ohne wirksame Argumentation dasteht.
Wortherkunft und Anwendungsbeispiele
Etymologisch entstammt die Concessio dem Lateinischen und wird mit ‚Eingeständnis‘ übersetzt und zwar dem Eingeständnis eines Redners, dass das von seinem Debattengegner vorgetragene Argument Gültigkeit und Richtigkeit hat.
Gleichzeitig wird in einer Concessio das gegnerische Argument deswegen aufgegriffen und der Richtigkeit ‚bezichtigt‘, um mit einem entkräftenden Argument eben diese Richtigkeit aufzuheben und es somit ins Leere laufen zu lassen. Das eigene dafür verwendete Argument wird dabei als stärker und kräftiger dargestellt und empfunden. Ein kurzes Beispiel, um den Zusammenhang der Argumente darzustellen:
„Die Streikenden haben recht, wenn sie auf die schlechten Arbeitsbedingungen verweisen. Dennoch sollte dies nicht zur Entlassungen führen, da sie dem Standard entsprechen.“
Im ersten Satz wird das vorausgegangene Argument aufgegriffen und diesem positiv zugestimmt. Der anschließende Satz wird aber eben dieses entkräftet indem darauf verwiesen wird, dass das Vorgehen in der Branche üblich ist und somit dem Standard entspricht.
Das vorausgegangene Argument wird somit seine Gültigkeit und Aussagekraft genommen. Ein weiteres Beispiel:
„Ihr Einwand, dass die Wirtschaft liegt, ist richtig. Aber das hat ja auch ihre Fraktion zu verantworten.“
Auch hier wird im ersten Satz das vorausgegangene Argument aufgegriffen und in Kürze zusammengefasst, um im Folgesatz umgekehrt und so entkräftet zu werden, indem die Gegenseite für die beschriebene Situation selbst verantwortlich gemacht wird. Ein weiteres Beispiel folgt zur Verdeutlichung der Concessio:
„Ja. Jürgen hat sich unmoralisch verhalten. Aber juristisch bestrafen kann man ihn nicht.“
Auch hier wird einem vorausgegangenen Sachverhalt deutlich zugestimmt. Gleichzeitig wird im Folgesatz das moralische Argument entkräftet und der juristische Tatbestand angeführt. Eine mehr als eindeutige Concessio. Alle Beispiele verdeutlichen das Stilmittel der Concessio: Es wird ein gegnerisches Argument aufgegriffen, für richtig erklärt und im Folgesatz außer Kraft gehoben.
Wirkungs- und Funktionsweise einer Concessio
Mit der Verwendung der Concessio wird ein vernehmliches Zugeständnis, bzw. Kapitulation vor einem gegnerischen Argument eingeräumt, … nur um im Anschluss dieses vernichtend zu schlagen und zu entschärfen. Dadurch kann die Concessio auch einen humoristischen bis sarkastisch-ironischen Unterton erhalten. Der ironische Schein wird dann noch verstärkt, wenn zwischen Zustimmung und eigener Argumentation eine kunstvolle und beabsichtigte längere Pause gelassen wird.
Paromologie statt Concessio
Ein anderer Ausdruck für das gleiche rhetorische Stilmittel ist die aus dem Griechischen stammende ‚Paromologie‘. Ebenfalls sind Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten zur rhetorischen Figur des Permissio festzustellen.
Bei der Permissio wird einem Gesprächs- und Diskussionspartner vermeintliche Handlungs- und Entscheidungsfreiheit eingeräumt, während davon ausgegangen wird, dass am Ende die gegensätzliche Meinung und Position von eben diesem eingenommen wird. In der Permissio schwingt somit noch die Überzeugung in der Debatte, durch die eigenen Argumente mit.
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