Was ist eine Figura etymologica? – Beispiele, Wirkung & Erklärung

Was ist eine Figura etymologica? - Beispiele, Wirkung & Erklärung

Die Figura etymologica (Plural figurae etymologicae) gehört zu den literarischen Stilmitteln. Bei diesem Stilmittel werden Wörter, die zwar den gleichen Wortstamm, genauer genommen die gleiche Wortwurzel, aufweisen, jedoch zu verschiedenen Wortarten gehören, miteinander verbunden. Beispielsweise ein (intransitives) Verb und das dazugehörige Substantiv, wie etwa kämpfen und Kampf, schlafen und Schlaf.
Das Substantiv steht dabei im Akkusativ und fungiert als Objekt.

Die Wortherkunft liegt im Lateinischen begründet: etymologia = Wortherkunft. Somit kann dieser Begriff als etymologische Figur übersetzt werden. Mit Ethymologie wird in der Sprachwissenschaft der Bereich der Linguistik bezeichnet, der sich mit der Herkunft und dem Ursprung der Wörter befasst.

Beispiele für das Stilmittel figura etymologica

Folgende Beispiele sollen das Stilmittel der figura etymologica etwas näher beleuchten:

„Du liebes Kind, komm‘, geh‘ mit mir!
Gar schöne Spiele spiel ich mit dir;
Manch bunte Blumen sind an dem Strand;
Meine Mutter hat manch gülden Gewand.“

(Goethe, der Erlkönig, dritte Strophe)

Das Substantiv Spiel und das Verb spielen werden hier miteinander verbunden. Zwei Wörter mit dem gleichen Stamm aber unterschiedlicher Wortart, werden miteinander kombiniert und dadurch eine gewisse Nachdrücklichkeit zum Ausdruck gebracht. Die Aussage ein Spiel spielen wirkt stärker als der bloße Gebrauch des Verbes spielen.

Das gleiche trifft beispielsweise auf den Ausdruck eine Grube graben zu.
Die Nachdrücklichkeit wird durch die enge Verbindung des Substantivs Grube und des Verbes graben verstärkt. Der Ausdruck gewinnt an Tiefe und Stärke, das Gemeinte und der wahre Bedeutungsinhalt des Ausdruckes treten durch den Gebrauch der figura etymologica stärker hervor.

Weitere Beispiele: ein zufriedenes Leben leben, eine gute Tat tun, einen schweren Kampf kämpfen, usw.

Die figura etymologica kann auch aufgebrochen werden.Besonders in der Lyrik ist es oftmals gebräuchlich, dass die beiden Wörter nicht in unmittelbarer Nähe stehen. Sie können vielmehr auch am Ende zweier Verse stehen:

Hast nicht einmal so viel Scham,
dich dieser Streiche zu schämen?

Das Substantiv Scham und das dazugehörige Verb schämen stehen nicht direkt nebeneinander, aber durch den Zeilenumbruch und ihr Standort am Versende, sind sie doch miteinander verbunden.

Zusammenfassung:

Bei der figura teymologica werden Wörter des gleichen Wortstammes, beziehungsweise der gleichen Wortwurzel, die jedoch unterschiedlichen Wotarten (meist Substantiv und Verb) angehören, miteinander Verbunden.

Durch die Wiederholung und enge Beieinanderstellung der beiden Wörter wird die Nachdrücklichkeit des Gesagten betont sowie der volle semantische (inhaltliche) Gehalt der Aussage hervorgehoben. Die figura teymologica ist ein Sonderfall des Polyptotons und eine Form der Paronomasie.

Oft wird auch das Beispiel „einen unnatürlichen Tod sterben“ angeführt. Hierbei handelt es sich allerdings um keine reine figura teymologica. Inhaltlich sind sterben und Tod zwar miteinander verwandt, sie gehören allerdings nicht dem gleichen Wortstamm an und snd etymologisch nicht miteinander verwandt.

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