
Die Stichomythie ist als Zeilenrede oder auch als Wechselrede bekannt. Dies ist der Wechsel zwischen mehreren Charakteren und man kann es auch als Dialog bezeichnen. Zeitweise kann es zu einem schnellen Wortwechsel zwischen den Charakteren kommen, dabei kann es passieren, dass bei einem Schauspiel Sätze weg gelassen werden. Dabei kann es zu schnellen Wechseln kommen und das Bild der Gegenüberstellung wird noch verstärkt. Damit kann sie auch als Stilmittel bezeichnet werden.
Das Wort stammt aus dem Griechischen und es wird aus zwei Begriffen zusammen gesetzt. Stichos = Zeile mythos = Rede, die Wechselrede hängt mit dem „Durchschauen“ und „Wiedererkennen“ zusammen. Die Wechselrede geht bis in die Antike zurück und wird meist in Dramen angewendet.
Bei dem „Wiedererkennen“ liegt meist ein Irrtum bzw. ein Missverständnis vor. Das bedeutet, man denkt, dass eine Situation so ist wie sie scheint, sich dann aber heraus stellt, dass sie ganz anders ist. Oft fällt die Erkenntnis mit dem Wendepunkt zusammen. Meist ist es dann der Höhepunkt, an dem sich die Stichomythie perfekt anbietet. Ein Beispiel soll das Ganze veranschaulichen.
Beispiel:
A: Dies ist allein ist das Werk der Priesterin.
B: Solch seltenen Fall soll auch der König erfahren.
A: Sein Rat und sein Befehl verändern nichts.
B: Oft wird der Mächtige nur so gefragt.
A: Erzwinge nicht, was ich verbieten sollte.
B: Verbiete nicht, was gut und nützlich ist.
A: Ich gebe nach, wenn du nichts ändern willst.
In diesem Beispiel wird deutlich gezeigt wie eine Stichomysthie angewendet wird. Es verändert sich von Zeile zu Zeile der Sprechende. So erhöht sich die Spannung und das Tempo. Aber der Klang der Stimme bleibt erhalten und auch die Stimmlage bleibt gleich. Noch ein Beispiel soll das Ganze veranschaulichen.
Beispiel:
A: Warum machst du das? Es ist ein Strauß?
B: Nein, es soll nur ein Spiel sein.
A: Wie jetzt?
B: Geht! Ihr lacht mich nur aus.
A: Was murmelst du so leise?
B: Er liebt mich-Liebt mich nicht.
A: Du bist mein liebster Schatz.
B: Liebt mich-Nicht-Liebt mich-Nicht
Er liebt mich!
Bei diesem Beispiel wird sich in einem Dialog unterhalten und trotzdem die Stichomythie angewendet. Denn auch hier wechseln sich die Personen ab. Das Tempo des Sprechens erhöht sich und dadurch wird der Höhepunkt eingeleitet. Somit bekommt der Dialog mehr Lebendigkeit. Die Dramatik liegt nur auf zwei Personen verteilt. Allerdings ist es für die Personen schwerer, die Dramatik in die ganzen Sätze zu legen.
Die Beispiele machen deutlich, dass das Drama die Oberhand hat und wird dem Monolog meist vorgezogen, da es weniger Konzentration kostet zu folgen, da die Abwechslung gegeben ist. Bei Monologen wird es eher eintönig und langweilig. Irgendwann ist man dann nicht mehr in der Lage zu folgen und die Spannung kann nicht ansteigen.
Die Distichomythie und die Stichomythie
Bei der Distichomythie werden zwei Zeilen gesprochen anstatt nur einer. Und auch da kann die Dramatik noch verschärft werden, da es die Möglichkeit gibt, eine Zeile mehr zu sprechen. In einem Beispiel wird auch das wieder veranschaulicht.
Beispiel:
A: Die armen Frauen sind doch echt schlimm dran.
Ein Hagestolz ist schwer zu bekehren.
B: Es käme nur auf euch an,
Mich eines Besseren zu belehren.
A: Sagt mir, habt Ihr noch Niemanden gefunden?
Hat sich das Herz nicht irgendwo gebunden?
B: Das Sprichwort sagt: Ein eigener Herd,
Eine brave Frau sind Gold und Perlen wert.
In diesem Beispiel sieht man, dass in dem Dialog immer zwei Zeilen gesprochen werden und es auch hier wieder auf das Tempo und die Betonung ankommt, aber auch die Stimmlage spielt eine wichtige Rolle, denn durch die Stimmlage kann dem Ganzen die Dramatik verliehen werden. Allerdings ist die Frage, ob sich die Personen verstehen wollen oder verstehen können, da es sonst zu Missverständnissen kommen kann, wenn das Tempo zu schnell ist und man zu schnell spricht.
Die wesentlichen Merkmale einer Stichomythie
Die Zeilenrede wird Stichomythie genannt. Meist treten mehrere Figuren auf, aber mindestens zwei, da ein Dialog entstehen muss. Und jede Figur spricht nur eine Zeile. Wiederholt sich ein Wort, spricht man von der Anaklasis. Das Wort „verbieten“ kann man als Anaklasis bezeichnen. Die Rede verleiht mehr Drama und man wird wieder „wach.
Meist werden durch die Reden die Effekte noch verstärkt. Als Steigerung gibt es noch die Antilabe, dabei wird der gesamte Dialog unter mehreren Personen aufgeteilt, was die Dramatik noch verstärkt und das Bild noch deutlicher hervor hebt, aber auch mehr Konzentration erfordert und ein gewisses Verständnis voraussetzt. Durch die Geschwindigkeit ist eine absolute Ruhe gefragt, da man jedes Wort mitbekommen sollte, da man sonst den Faden verliert und den Zusammenhang nicht versteht.
Die Sonderformen
Distichomythie = Doppel Verse
Hemistichomythie = Halbe Verse
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