Was ist eine Totum pro parte? – Beispiele, Wirkung & Erklärung

Was ist eine Totum pro parte? - Beispiele, Wirkung & Erklärung

Das Totum pro Parte ist ein rhetorisches Stilmittel. Es ist der Gruppe der Tropen zuzuordnen. Die Wendung kann als eine Sondererscheinung der Metonymie und Synekdoche verstanden werden. Ein Totum pro parte bezeichnet das Ganze als für einen Teil stehend. Damit ist es stilistisch gesehen das Gegenstück zur Wendung Pars pro Toto.

Totum pro Parte entstammt dem Lateinischen. Wörtlich übersetzten kann man die Wendung wie folgt: Das Ganze für einen Teil (stehend).

Ein gutes Beispiel ist die berühmte Schlagzeile der Bildzeitung aus dem Jahr 2005. Das Blatt titelte: Wir sind Papst! Natürlich waren nicht alle Deutschen über Nacht Papst geworden, sondern lediglich Kardinal Joseph Ratzinger. Die Wendung beschrieb also etwas als Ganzes, ganz Deutschland, meinte aber nur einen Teil, nämlich Kardinal Joseph Ratzinger.

Ein Totum pro Parte schafft ein Gefühl der Verbundenheit. Bei Berichterstattungen über Fußballspiele ist es daher als rhetorisches Stilmittel besonders beliebt.

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Gemeint sind hier natürlich nicht die alle Einwohner der beiden Nationen. Lediglich die 11 Fußballer der deutschen Nationalmannschaft haben eine Niederlage erlitten. Durch die Verwendung des Totum pro Parte stellt sich jedoch das Gefühl ein, dass das ganze Land eine Niederlage verkraften müsste.

Ortsbezeichnungen und Totum pro Parte

Besonders häufig wird bei Orten bzw. Landstrichen auf ein Totum pro Parte zurückgegriffen. Amerika wird als Begriff für die USA genutzt. Die Vereinigten Staaten von Amerika sind aber lediglich ein Teil Amerikas. Auch Nord- und Südkorea werden häufig schlicht mit Korea zusammengefasst. Es handelt sich bei den beiden Ländern jedoch um autonome Nationen.

Das Stilmittel kommt zum Einsatz um eine geografische Lage zu benennen. Diese ist jedoch grundsätzlich zu weit gefasst, und meint tatsächlich nur einen kleinen Teil des Gesamten.

Weitere Beispiele für das Totum pro Parte

In unserer Umgangssprache findet sich das rhetorische Stilmittel relativ häufig. Gerade bei Produktbezeichnungen sind sie ein fester Bestandteil geworden. Wollen wir ein Taschentuch, fragen wir oft nach einem Tempo. Dies ist jedoch nur ein Taschentuch einer Firma und meint somit nur einen kleinen Teil. Wer regelmäßig abspült, greift in Gedanken vielleicht zum FIT. Auch hier ist FIT nur ein Spülmittel unter vielen, hat sich jedoch in unserer Sprache als Überbegriff für alle Spülmittel durchgesetzt.

Sonntags Abend sitzen Millionen vor dem Fernseher und schauen den ‚Tatort‘ in der ARD. Die ARD ist die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland und vereint unter sich Sender wie Das Erste, den WDR oder den SWR. Die ARD hat sich jedoch als Bezeichnung für Das Erste durchgesetzt, meint aber eigentlich nur einen Teil des Ganzen.

Produkten, denen es gelingt, sich als Totum pro Parte in den Köpfen der Käufer zu verankern, werden vermutlich langfristigen Erfolg haben. Die Kraft des rhetorischen Stilmittels hat für sie gewirkt und ein Gefühl der Verbundenheit erzeugt.

Zusammenfassung: Funktion und Wirkung des Totum pro Parte

Das Totum pro Parte wird verstärkt eingesetzt, um ein Wir-Gefühl zu schaffen. Besonders in der Sportberichterstattung oder bei politischen Ereignissen findet es Verwendung. Manche Begrifflichkeiten sind so einprägsam, dass sie sich in der Alltagssprache festgesetzt haben und als Überbegriff verwendet werden.

Gut genutzt kann das Stilmittel eine direkte emotionale Reaktion beim Hörer oder Leser wecken. Es kann gelingen, ihn in eine Richtung zu beeinflussen. Der Rezipient fühlt sich dann zugehörig und als Teil des beschriebenen Ganzen.

Wird das Stilmittel jedoch falsch verwendet, verkehrt sich seine Wirkung ins Gegenteil. Der Rezipient wendet sich ab.

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