Wechselmodell: Pro & Contra / Vorteile & Nachteile Argumente

Wechselmodell: Pro & Contra / Vorteile & Nachteile Argumente

Was ist das Wechselmodell ?

Die Scheidungsquote in der Bundesrepublik Deutschland mag seit Jahren kontinuierlich sinken – im Jahre 2018 lag sie dennoch bei immerhin circa 40 Prozent. In tausenden Fällen sind von solch einer Entwicklung nicht nur die sich trennenden Eheleute betroffen: Es gilt im Zuge der Scheidung selbstverständlich auch eine möglichst zufriedenstellende Lösung für die Zukunft gemeinsamer Kinder zu finden. An dieser Stelle kann das sogenannte Wechselmodell zum Zuge kommen!

Kinder, die zum Zeitpunkt der Scheidung noch nicht volljährig sind, benötigen einen Erziehungsberechtigten. Das dem Familienrecht entsprungene Wechselmodell sieht vor, dass sie in etwa gleich viel Zeit bei beiden Elternteilen verbringen. Theoretischer Idealfall ist dabei die vollkommen paritätische Auslegung des Modells, in der die Minderjährigen ihren Aufenthalt gemäß einer 50/50-Aufteilung gestalten.

Realistisch durchführbar ist dieser mathematisch perfekte Split allerdings nur äußerst selten, was üblicherweise auf die unterschiedlichen Lebensumstände der Elternteile zurückzuführen ist. Deshalb ist bisweilen von einem „unechten Wechselmodell“ die Rede, wenn das Prinzip den gegebenen Faktoren angepasst wird – zum Beispiel, wenn ein Elternteil gar nicht oder nur in Teilzeit arbeitet, während der andere werktags einer klassischen Vollzeitbeschäftigung nachgeht.

Üblich ist in solch einem Szenario eine Regelung, bei der Kinder unter der Woche beim nicht oder nur bedingt arbeitenden Elternteil unterkommen, während der in Vollzeit arbeitende Part am Wochenende an der Reihe ist.

Die Alternative

Wenn Kinder vorrangig bei einem Elternteil wohnhaft sind und dort ihren Lebensmittelpunkt einrichten, wird im Gegensatz zum Wechsel- von einem Residenzmodell gesprochen. Dem anderen Elternteil wird unterdessen ein Besuchsrecht eingeräumt, dessen Details entweder im Rahmen einer eigenen Vereinbarung oder aber durch das zuständige Familiengericht bestimmt werden.

Als rechnerische Regel geht man bei einem Wohnanteil der Kinder, der 70 Prozent übersteigt, von einem umgesetzten Residenzmodell aus; andernfalls handelt es sich um das „unechte Wechselmodell“. Aktuell stellt das Residenzmodell in der Praxis nach wie vor die gängigste Lösung im Falle einer Scheidung mit minderjährigen Kindern dar.

Denkbare Vorteile

Wenn Kinder auch nach der Trennung ihrer Eltern mit beiden Teilen ungefähr gleich viel Kontakt halten, bietet ihnen das theoretisch die Chance, die Scheidung besser zu verarbeiten. Den Umständen entsprechend erfährt ihr Alltag die geringstmögliche Veränderung, wodurch ihnen ein gewisser Halt in teils unsicher anmutenden Zeiten vermittelt wird.

Auf der Gegenseite ist es auf diese Weise für beide Elternteile einfacher, die weitere Entwicklung ihrer Kinder aktiv mitzugestalten und ein persönliches Verhältnis aufrecht zu erhalten. Darüber hinaus kann das Wechselmodell, speziell bei gezielt gleichmäßiger Auslegung, für nennenswerte Entlastung der beiden ehemaligen Eheleute sorgen: Neben zeitlichen Aspekten fällt hier vor allem ins Gewicht, dass die anfallenden Kosten durch die beidseitige Unterhaltspflicht fair aufgeteilt sind.

Mögliche Nachteile

Insbesondere wenn die Wohnorte der beiden Elternteile geographisch etwas weiter voneinander entfernt liegen, kann sich im permanenten Wechsel des Standorts eine eher unerwünschte Form der Beständigkeit manifestieren, die gerade auf die Kinder eine belastende Wirkung hat.

Gleichzeitig wird den Eltern eine vielschichtige Kooperation abverlangt, die sich im Falle zerrütteter Verhältnisse nach einer Scheidung erfahrungsgemäß recht schwierig gestalten kann. Zusätzliche Konflikte, die bei der gemeinsamen Umsetzung des Wechselmodells entstehen, sind für Kinder in dieser ohnehin schwierigen Lage denkbar kontraproduktiv.

Die erforderliche Zusammenarbeit betrifft ferner auch die Inhalte der Erziehung selbst: Sollten sich die jeweiligen pädagogischen Vorstellungen der Elternteile stark voneinander unterscheiden, können die Kinder in ihrem Verhalten verunsichert werden. Außerdem besteht die Gefahr, dass Elternteile ihre Kinder zur Etablierung vermeintlicher „Gut / Böse-Rollen“ instrumentalisieren.

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