Bis zum Jahre 1992 war es im Fußball üblich, dass ein Spieler einer Mannschaft den Ball vorsätzlich zu seinem eigenen Torhüter spielen, und dieser das Spielgerät anschließend mit den Händen aufnehmen durfte. Seit nunmehr 27 Jahren sehen die Regularien des Weltverbandes FIFA jedoch vor, dass ein solcher Spielzug vom Schiedsrichter geahndet wird. Die Rückpassregel wurde eingeführt. Heute erklären wir Ihnen, was diese international gültige Bestimmung besagt und wieso sie eigentlich festgelegt wurde.
Das bedeutet die Rückpassregel
Die Rückpassregel besagt, dass der Torwart den Ball nicht mit den Händen berühren darf, sofern dieser zuvor von seinem Mitspieler absichtlich mit dem Fuß zu ihm gespielt wurde. Des Weiteren ist es Torhütern verboten, das Spielgerät in Folge eines Einwurfs eines Spielers der eigenen Mannschaft mit der Hand aufzunehmen, falls dieser direkt zum Schlussmann geworfen wurde. Sollte ein Torwart einen absichtlich mit dem Fuß gespielten, oder eingeworfenen Ball trotzdem mit der Hand berühren, so wird dieses Vergehen mit einem indirekten Freistoß für die andere Mannschaft bestraft. Es gibt jedoch Mittel und Wege, derer sich Fußballer heute bedienen, um die Rückpassregel zu umgehen.
Die Umgehung der Rückpassregel
So ist es einem Torwart nicht untersagt, einen Ball aufzufangen, der zuvor mit einem anderen, regelkonformen Körperteil zu ihm zurückgespielt wurde. Dazu können zum Beispiel Bälle zählen, die mit dem Kopf, dem Knie oder mit der Brust weitergeleitet wurden. Falls diese Rückspiele jedoch allzu offensichtlich geschehen, werden sie ebenfalls vom Schiedsrichter bestraft und in der Folge als Rückpass gewertet. In der Realität liegt die Bewertung einer solchen Szene jedoch immer im Ermessensspielraum des Schiedsrichters, so dass Rückspiele mit dem Kopf nur äußerst selten abgepfiffen werden.
Besonderheiten und Ausnahmen
Fängt der Torwart einen unkontrollierten Rückpass auf, beispielsweise wenn der Ball in Folge eines Zweikampfes vom Körper des eigenen Spielers zu ihm hin abprallt, so hat er nur begrenzt Zeit, um den Ball wieder für das Spiel freizugeben. Blockiert der Torhüter das Spielgerät länger als sechs Sekunden, so wird er wegen Zeitspiels mit einer gelben Karte bestraft. Hat der Ball erst einmal die Hände des Schlussmannes verlassen, so darf er vom Torhüter nicht noch einmal aufgehoben werden. Die Ausnahme dieser Regel stellt der Fall dar, wenn der Torwart das unkontrollierte Zuspiel außerhalb des eigenen Strafraums erhält. In einer solchen Szene darf der Schlussmann den Ball mit dem Fuß zurück in den Sechzehner führen, und ihn anschließend mit den Händen aufnehmen.
Wieso wurde die Rückpassregel eingeführt?
Wie eingangs bereits erwähnt, wurde die Rückpassregel erst im Jahre 1992 in das offizielle Regelwerk der FIFA aufgenommen. Der Hintergrund für die Einführung der Regel war, die zeitliche Verzögerung des Spielablaufs zu unterbinden. Bevor die Regel in Kraft trat, durften Torhüter das aufgenommene Spielgerät vier Schritte lang in den Händen behalten, bevor sie es wieder freigeben mussten. Jedoch war nicht genau definiert, wie viel Zeit der Schlussmann für diese vier Schritte hatte. So kam es vor, dass sich der Torhüter einer führenden Mannschaft, insbesondere kurz vor dem Spielende, extrem viel Zeit ließ, bevor er den Ball wieder in das Feld spielte. Um dieses als Zeitspiel bekannte Vorgehen zu verbieten, entschloss sich der Verband dazu, die international geltende Rückpassregel festzusetzen.
Der wohl verhängnisvollste Rückpass
Es ist für einen Schiedsrichter jedoch nicht immer zweifelsfrei zu erkennen, ob ein Spieler den Ball mit Absicht zu seinem Schlussmann zurückspielt, oder nicht. Das wohl berühmteste Beispiel zur umstrittenen Auslegung eines Rückspiels im deutschen Fußball ereignete sich im Mai des Jahres 2001. Man schrieb den 34. und somit letzten Spieltag der damaligen Bundesligasaison. Während der Tabellenführer FC Bayern München beim Hamburger SV zu Gast war, empfing der Zweitplatzierte, der FC Schalke 04, die Spielvereinigung Unterhaching im heimischen Parkstadion.
Dem amtierenden Meister aus München hätte bereits ein Unentschieden zum erneuten Titelgewinn gereicht, die „Königsblauen“ mussten hingegen ihr eigenes Spiel gewinnen und gleichzeitig auf eine Niederlage des Rivalen hoffen. Schalke gewann mit 5:3, während die Münchner kurz vor dem Spielende das 0:1 kassierten. In der Nachspielzeit der Partie bewertete der damalige Schiedsrichter Markus Merk eine Grätsche des Hamburgers Tomas Ujfalusi, in Folge derer der Ball von HSV-Keeper Mathias Schober mit der Hand aufgenommen wurde, als Rückpass.
Daraufhin bekam der FC Bayern einen indirekten Freistoß zugesprochen, welchen Patrik Andersson in letzter Sekunde zum titelbringenden 1:1-Ausgleich verwandeln konnte. Bis heute scheiden sich jedoch die Geister darüber, ob es sich bei der Aktion, die dem Freistoß vorausging, tatsächlich um ein sträfliches Rückspiel handelte.
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