„Warum frägst du nicht Marianne?“
So mancher zuckt sicherlich zusammen, wenn er einen solchen Satz hört, denn er empfindet die Form „frägst“ schlichtweg als falsches Deutsch.
Aber ist das wirklich so?
Das Wort „fragen“ und seine Eigenschaften
Das Wort „fragen“ ist zunächst einmal ein Verb, also ein Wort, das eine Tätigkeit ausdrückt und somit klein geschrieben wird. Lt. Duden ist „fragen“ darüber hinaus ein sogenanntes schwaches Verb.
Starke und schwache Verben?
Wie kann ein Wort, in diesem Fall ein Verb, stark oder schwach sein? Hat das etwas mit der Ausdrucksstärke zu tun? Nein – hier geht es hier darum, ob ein Verb stark oder schwach gebeugt (bzw. konjugiert) wird. Das bedeutet, wie stark es seine Form bei verschiedenen Personen- und Zeitenwechseln verändert. Um den Unterschied deutlich zu machen, seien hier drei Verben gegenüber gestellt, die zunächst genau gleich klingen: laufen, saufen und kaufen.
Starke Verben
Starke bzw. stark gebeugte Verben weisen bei der Bildung des Präteritums und des Partizips II einen Vokalwechsel auf. So heißen die entscheidenden Formen bei der Beugung bzw. Konjugation der Worte „laufen“ und „saufen“:
laufen – ich laufe – er, sie, es läuft – ich lief – er, sie es ist gelaufen
hier zum Vergleich: du läufst
saufen – ich saufe – er, sie es säuft – ich soff – er, sie, es hat gesoffen
hier zum Vergleich: du säufst
Der Stammvokal, in diesem Fall der Doppelvokal „au“ verändert sich nach bestimmten Mustern.
Schwache Verben
Schwache bzw. schwach gebeugte Verben verändern sich nicht in diesem Maß:
kaufen – ich kaufe – er, sie, es kauft – ich kaufte – er, sie, es hat gekauft
hier zum Vergleich: du kaufst
Bei den schwachen Verben bleibt der Stammvokal also erhalten und endet mit „t“ (manchmal auch mit „et“). Beim Partizip II erhalten sie das Präfix die Silbe „ge“.
„Fragen“ – ein starkes oder schwaches Verb?
Lt. Duden ist „fragen“ ein schwaches Verb – und wird entsprechend konjugiert:
fragen – ich frage – er, sie, es fragt – er, sie, es fragte – er, sie, es hat gefragt
hier zum Vergleich: du fragst
Fazit:
Nach alldem lautet die korrekte Form also „du fragst“. So stuft das auch der Duden ein.
Hier noch ein Beispiel als zusätzliches Argument:
sagen – ich sage – er, sie, es sagt – er, sie, es sagte – er, sie, es hat gesagt
hier zum Vergleich: du sagst
Es mag, insbesondere in Süddeutschland Gegenden geben, in denen man erstaunt angesehen wird, wenn man die korrekte Form verwendet oder vielleicht sogar „du frägst“ als falsch kritisiert. Als landschaftlich geprägter Ausdruck mag es so vielleicht gelten können, aber im Hochdeutschen sollte man tatsächlich das korrekte „du fragst“ verwenden.
Zum Schluss hierzu ein kleiner Aphorismus, der an verschiedenen Stellen im Internet zu finden ist: „Frägst du nur die Frage oder sägst du auch die Antwort?“