Bei dem Begriff „Deponentien“ handelt es sich um einen grammatischen Begriff, der zur Klassifizierung bestimmter Verben dient. Der Begriff ist insbesondere in der klassischen Philologie etabliert. In der deutschen Grammatik findet der Begriff in der Regel keine Verwendung. Latein- und Altgriechischschüler lernen Deponentien zum Ende der Spracherwerbsphase kennen. Besonders im Altgriechischen ist die Liste der Deponentien lang. Im Lateinischen hingegen ist die Anzahl der Deponentien überschaubar und daher im Rahmen der Wortschatzarbeit gut und schnell lernbar. Sie werden im alltäglichen Unterricht oft in Listenform gelernt.
Um welche besondere Klassifizierung von Verben es sich bei Deponentien handelt und wie Sie diese leicht und einfach erkennen bzw. was Sie beim Übersetzen der Deponentien vom Lateinischen oder Altgriechischen ins Deutsche beachten müssen, das erfahren Sie leicht verständlich und schnell hier.
Deponentien: Aktivformen nicht belegt
Um den Begriff der Deponentien zu verstehen, empfiehlt es sich, zunächst weiter auszuholen und die Begriffe „Diathese“ bzw. „Genus Verbi“ ein wenig näher zu beleuchten. Sprechen wir im Deutschen von „Genus Verbi“ bzw. von „Diathese“ im Zusammenhang mit den grammatikalischen Formen der Verben, meinen wir konkret die Bestimmung, ob ein Verb aktiv oder passiv verwendet wird. So kann das Verb „lieben“ beispielsweise aktiv oder passiv verwendet werden: amo – ich liebe, oder amor – ich werde geliebt.
Bei Deponentien ist die Sachlage eine andere: Der Begriff der Deponentien leitet sich von dem lateinischen Wort deponere – ablegen ab. Deponentien sind nämlich diejenigen Verben, die ihren Aktivstamm „abgelegt“ haben.
Mit anderen Worten: Deponentien besitzen im Lateinischen oder Altgriechischen ausschließlich Passivformen. Ein oft angeführtes Beispiel ist das Wort sequi, was im Deutschen mit folgen übersetzt wird. Aber auch conari – versuchen oder loqui – sprechen sind Deponentialformen und existieren im Lateinischen nur als Passivform.
So werden Deponentien richtig übersetzt
Schüler tun sich sowohl in der Spracherwerbsphase als auch in der Lektürephase mit Deponentien schwer. Deponentien werden beim wirkungsgerechten Übertragen aus der lateinischen Sprache ins Deutsche in der Regel in der falschen Diathese wiedergegeben. Grundsätzlich gilt jedoch die Regel:
Deponentien haben im Lateinischen passive Formen. Die passiven Formen werden im Deutschen nicht berücksichtigt. Die Deponentialform wird im Deutschen also stets in der äquivalenten Aktivform übersetzt.
Somit würde die Form conor, die im Lateinischen auf den ersten Blick in der 1. Person Singular Indikativ Präsens Passiv steht, im Deutschen nicht mit ich werde versucht, sondern vielmehr in der 1. Person Singular Indikativ Präsens Aktiv mit ich versuche übersetzt. Die genannte Regel gilt für Deponentien in allen Tempora.
Deponentien richtig erkennen
Dass Deponentien von Lernenden oft nicht richtig übersetzt werden, liegt laut fachdidaktischen Studien primär daran, dass Schülerinnen und Schüler die Deponentien nicht als solche identifizieren. Woher soll man schließlich wissen, dass ein konkretes Verb zu den Deponentien gehört und nicht etwa ein reguläres Verb im Passiv ist?
In der Tat lässt sich dem Verb im Kontext auf den ersten Blick nicht ansehen, ob es sich um ein Deponens oder aber um ein Verb in einer Passivform handelt. So stellt sich natürlich die Frage, wie sich Deponentien richtig und effizient lernen und erkennen und lassen. Deponentien müssen im Rahmen der Wortschatzarbeit bewusst als Deponentien gelernt werden!
In den Wortschatzangaben der Lehrwerke und auch in den Nachschlagewerken finden sich hinter dem Infinitiv (Lehrwerke) bzw. hinter der Wörterbuchform (Nachschlagewerke)
die Stammformen der Verben. Diese sind in der Reihenfolge:
- 1. Person Singular Indikativ Präsens Aktiv,
- 1. Person Singular Infinitiv Perfekt Aktiv und
- Supinum (bzw. Partizip Perfekt Passiv) angegeben.
Also zum Beispiel:
dicere: dico, dixi, dictum.
Dass es sich bei dicere um kein Deponens handelt, ist schnell und einfach an der ersten Stammform dico zu erkennen: Hier ist die Personalendung ein o, die klassische Endung für die 1. Person Singular im Indikativ Präsens Aktiv.
Anders sieht die Angabe beispielsweise bei sequi aus. Hier lauten die Angaben:
sequi: sequor, secutus sum
Es fällt auf: Die 1. Stammform trägt eine Passivendung. Gemäß dieser lässt sich das Verb eindeutig den Deponentien zuordnen. Des Weiteren fehlt als weitere Auffälligkeit die Aktivform des Perfekts.
Damit Lernende beim Erkennen und Übersetzen der Deponentien sicher werden, ist es wichtig, die Stammformen der Verben mitzulernen und sich schon im Rahmen der Wortschatzarbeit klar zu machen, dass es sich um ein Deponens handelt.
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