Was ist eine Enumeratio? – Beispiele, Wirkung & Erklärung

Was ist eine Enumeratio? - Beispiele, Wirkung & Erklärung

Enumeratio kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Aufzählung.

Es handelt sich hierbei um eine sogenannte Stilfigur oder ein Stilmittel, welches in der Rhetorik (Redekunst) verwendet wird, um verschiedene Begriffe, Wörter oder Wortgruppen, aufzuzählen.

Beispiel Enumeratio:

  • Er kaufte Äpfel, Saft, Taschentücher und eine Zeitung.
  • Das Wetter war grau, unfreundlich, nass wie kalt.

Die Enumeratio wirkt oft vervollständigend, entschleunigend und/oder verstärkend auf den Text. Daher wird sie auch gerne dann verwendet, wenn der Verfasser eines Textes Spannung aufbauen oder seine Botschaft einprägsamer machen will.

Beispiel: Ich fühlte mich schlecht, krank, ja beinahe halbtot.

Die Enumeratio ähnelt der Akkumulation und tritt in drei verschiedenen Formen auf: der syndetischen, der asyndetischen und der polysyndetischen Verbindung.

Abgrenzung zur Akkumulation

Abzugrenzen von der Enumeratio ist die Akkumulation. Es handelt sich bei beiden Stilmitteln um eine Aufzählung von Begriffen. Die Akkumulation jedoch, stellt einen Sonderfall der Enumeratio dar, weil hier die aufgezählten Wörter einem gemeinsamen Oberbegriff angehören. Sie gehören also zusammen, während die Enumeratio auch Aufzählungen gattungsfremder Begriffe umfasst.

Beispiele Akkumulation:

  • • Der Obstsalat besteht aus Bananen, Äpfeln, Birnen und Erdbeeren. – Oberbegriff: Obst, Früchte
  • • Engländer, Franzosen, Deutsche und Österreicher waren zum Ball geladen. – Oberbegriff: Nationalitäten
    Formen

Es gibt drei Formen der Enumeratio, in welchen die Begriffe, Dinge, Wörter oder Wortgruppen auf unterschiedliche Weise an einander gereiht werden. Diese Formen werden Syndeton, Asyndeton und Polysyndeton genannt.

Syndeton (syndetische Verbindung):

In dieser Aufzählung werden zwei Begriffe oder Wortgruppen mittels einer Konjunktion (Bindewort) miteinander verbunden:

Beispiel Syndeton: Wir spielen „Vater, Mutter und Kind“.

Asyndeton (asyndetische Verbindung):

Hierbei handelt es sich um eine Aufzählung von drei oder mehreren Begriffen ohne Konjunktion:

Beispiel Asyndeton: Wir spielen „Vater, Mutter, Kind“.

Polysyndeton (polysyndetische Verbindung):

Diese Aufzählung enthält mindestens drei Begriffe, welche mithilfe derselben Konjunktion verbunden werden:

Beispiel: Wir spielen „Vater und Mutter und Kind“.

Wirkung und Funktion

Die Enumeratio ist textliches Gestaltungsmittel. Wie alle dieser Stilmittel wird sie bewusst oder unbewusst verwendet, um beim Empfänger (dem Leser oder Zuhörer) des Textes eine gewisse Wirkung hervor zu rufen. Die Hauptfunktionen die Enumeratio lassen sich wie folgt einteilen:

  • Vollständigkeit
  • Entschleunigung
  • Verstärkung

Vollständigkeit:

Das Aufzählen von Begriffen suggeriert Vollständigkeit. Man hat das Gefühl, dass alles, was der Verfasser mitteilen will, im Text umfassend erwähnt bzw. aufgelistet wird und nichts fehlt.

Entschleunigung:

Die Enumeratio macht den Text länger. Eine Rede beispielsweise, wirkt weniger gehetzt und vermittelt den Eindruck, der Vortragende nimmt sich mehr Zeit.

Verstärkung:

Die Aufzählung mehrerer Begriffe, vor allem von zusammengehörenden Unterbegriffen wie bei der Akkumulation, funktioniert wie eine Verstärkung oder Betonung des Gesagten. Die Botschaft prägt sich bei dem Empfänger besser ein, indem das empfangene Bild bunter und facettenreicher ausfällt.

Besondere Anwendung in der Klimax/Antiklimax:

Die verstärkende Wirkung der Enumeratio wird oft bei den rhetorischen Stilmitteln wie der Klimax (Höhepunkt, stufenweise Steigerung vom Schwächeren zum Stärkeren) und deren Gegenteil, der Antiklimax (stufenweiser Übergang vom Stärkeren zum Schwächeren), genutzt.

Beispiel Klimax: Heute Rom, morgen Italien und übermorgen die ganze Welt!
Beispiel Antiklimax: vom König zum Grafen und dann zum einfachen Bediensteten.

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