Unter einer Pointe versteht man das überraschende und geistreiche Ende von bestimmten Textsorten (Witz, Anekdote, Epigramm, etc.). Sie kann als rhetorisches Stilmittel verwendet werden und beim Zuhörer oder Leser für Lachen sorgen. Dieser wird dabei überrascht und führt eine Neubewertung des bis dahin Geschehene durch. Man unterscheidet zwischen einer Pointe am Ende eines Satzes und einer Pointe am Ende eines Textes.
Der Begriff Pointe leitet sich aus dem Französischem ab und bedeutet so viel wie Spitze. Das französchische Wort pointe hat seinen Ursprung wiederum im Spätlateinischem (puncta = Stich). Diese Herleitung zeigt die Bedeutung der Pointe: das komische und/oder überraschende Ende einer Erzählung. Der folgende Witz soll dies verdeutlichen:
Ein hochbetagtes Ehepaar geht in einen Schnellimbiss, wo sich beide einen Hamburger und eine Portion Pommes Frites gerecht aufteilen. Ein Lkw-Fahrer hat Mitleid mit ihnen und bietet an, der Frau eine eigene Mahlzeit zu spendieren. „Nein, danke“, sagt der Ehemann. „Wir teilen alles.“
Der Lkw-Fahrer bietet der Frau erneut eine Mahlzeit an, weil sie noch keinen Bissen gegessen hat. „Sie wird noch essen“, versichert ihm der Ehemann. „Wir teilen alles.“ „Und warum essen Sie dann noch nicht?“, fragt der Lkw-Fahrer die Frau. Darauf sie genervt: „Weil ich auf die Zähne warte!“
Dieses Beispiel zeigt einen klassischen Witz mit einer Pointe am Ende. Der Spannungsaufbau erfolgt dabei durch die Nachfrage des LKW-Fahrers, warum die Frau denn noch nicht isst. Der Empfänger will wissen, was nun folgt und wie die Frage beantwortet wird. Die Befriedigung der Erwartungsspannung begründet sich in der überraschenden Antwort der Frau, dass auch die Zähne geteilt werden.
Bis zur Pointe steigt die Erwartungsspannung beim Empfänger stetig an. Danach fällt sie abrupt ab und sorgt bei einem guten Witz für Lachen. Wird der Witz nicht verstanden, steigt die Kurve auch nach der Pointe an und flacht nicht schlagartig ab.
Wichtig dabei ist, dass der Witz verstanden wird, damit das Überraschende seine volle Wirkung erzielen kann. Wird er nicht verstanden und muss gar erklärt werden, ist er nicht mehr lustig und die Pointe verpufft.
Hinweis: Pointen beinhalten also stets einen Überraschungseffekt und sind so geistreich wie möglich. Um die erwähnte Erwartungsspannung beim Empfänger zu befriedigen ist es essenziell, dass der Witz verstanden wird. Bei der sogenannten Antipointe wird genau damit gespielt und die Spannung nicht aufgelöst.
Herkunft und Verbreitung der Pointe
Die ältesten, pointierten Texte stammen aus der Antike. Dabei handelt es sich vornehmlich um Epigramme, Anekdoten, Apophthegmata oder andere, meist witzige, Text. Allerdings gibt es Erzählungen mit Pointen wahrscheinlich bereits seit Anbeginn der Menschheit.
Im 17. und 18. Jahrhundert verbreitete sich die Pointe vor allem durch Epigramme (dt. Sinngedicht). Ihre zahlreiche Anwendung zu dieser Zeit macht den Barock zur Hochblüte pointierter Erzählungen.
In dieser Epoche fand die Pointe Anwendung in diversen literarischen Gattungen. Dazu zählen unter anderem Erzählwitze, Anekdoten, Aphorismen, Fabeln oder auch die Lyrik. Zu erwähnen ist, dass Pointen auch in der Schwankliteratur (vgl. Schwank) verwendet wurden. Im Mittelalter hatten Schwänke oft noch moralisierende oder belehrende Wirkung.
Im letzten Jahrhundert entwickelte sich das Antonym der Pointe: die Antipointe. Sie funktionert genauso wie die Pointe, jedoch ohne Höhepunkt. Charakteristisch ist, dass die Erwartungsspannung aufgebaut, aber nicht befriedigt wird. Die Antipointe verzichtet also gezielt auf eine Pointe (vgl. Nonsens).
Zusammenfassung: Übersicht über die wichtigsten Fakten zur Pointe
- Unter einer Pointe versteht man das überraschende und geistreiche Ende einer Erzählung. Man unterscheidet zwischen einer Pointe am Ende eines Satzes (Satzpointe) und einer Pointe am Ende eines Textes (Textpointe).
- Obwohl der Anwendung von Pointen keinerlei Grenzen gesetzt sind, findet man sie vorwiegend in Witzen, Anekdoten, Aphorismen, Apophthegmas, Epigrammen und Sketchen.
- Um zu verhindern, dass Pointen nicht unverstanden verpuffen, müssen Sender und Empfänger das idente Wissen besitzen. Oftmals beziehen sich Pointen auf gemeinsam Erlebtes, Klischees und Vorurteile oder sind Anspielungen.
Finaler Hinweis: In der Epik wird die überraschende, nicht erwartete Wendung einer Erzählung als Pointe bezeichnet. Dabei ist sie meist Ausgangspunkt für eine Wende.
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