Was ist eine Zeugma? – Beispiele, Wirkung & Erklärung

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Was ist eine Zeugma - Beispiele, Wirkung & Erklärung

Zeugma ist die Bezeichnung für ein rhetorisches Stilmittel. Ursprünglich war damit gemeint, dass sich das Prädikat eines Satzes auf mehrere Satzglieder, meist Objekte oder Adjektive, bezog. Im weitesten Sinn bezeichnet das Zeugma einen Sachverhalt, bei dem sich ein ganzer Satzteil auf auf verschiedenen Wörter, Wortfolgen oder gar andere Sätze bezieht.

Zeugma kommt vom griechischen (ζεῦγμα) und kann etwa mit Joch oder das Zusammengefügte übersetzt werden. Der Plural lautet Zeugmata. Die Übersetzung zeigt worum es beim Zeugma geht: Ein Wort, das sich auf mehrere andere Wörter eines Satzes bezieht.

Als Beispiel sei folgender Satz gegeben:

  • Die Hebamme kann sich, der Arzt [kann sich] nicht erbarmen.

In dem obigen Beispiel wird ein solches Zeugma dargestellt. Das eingeklammerte „kann sich“ fehlt im Original. Es muss vom Leser eigenständig hinzugedacht werden. Das Prädikat kann bezieht sich auf den See aber auch auch auf den Landvogt.
Durch den Gebrauch des Zeugmas wird der Satz verkürzt. Zudem ist er grammatikalisch nicht mehr korrekt. Das zum Arzt gehörende Prädikat fehlt.

Ein weiteres Beispiel:

  • „Die Begierde besiegte die Scham, die Verwegenheit [besiegte] die Furcht, der Wahnwitz {besiegte] die Vernunft. (Cicero, Pro Cluentio VI.15)

In diesem Fall wird nur ein Verb verwendet: besiegte. In den beiden anderen Fällen muss das Verb hinzugedacht werden.

Im Nebensatz des obigen Beispiels fehlt das entscheidende Prädikat. Das Besiegen der Scham wird auf die Furcht, den Wahnwitz und die Vernunft übertragen. Es handelt sich hier um ein Zeugma. Beide Beispiele haben aufgezeigt, dass ein Zeugma zum Verkürzen von Sätzen benutzt werden kann. Allerdings ist es auch möglich ein Zeugma einzusetzen, um komische Effekte zu erwirken.

  • Ich heiße Hans und dich herzlich willkommen.
  • Sie war sinnlich, lieblich und protestantisch.

Im ersten Beispiel taucht das Verb heißen in doppelter Funktion auf: Erstens zur Beschreibung des eigenen Namens und zweitens, um eine andere Person willkommen zu heißen. Wie bei den vorherigen Beispielen auch, taucht das Prädikat nur einmal auf und muss an den anderen Stellen vom Leser selbstständig hinzugefügt werden. Besonders im zweiten Beispiel ergibt sich durch den Gebrauch eines Verbes, das sich auf mehrere andere Satzteile ergibt, eine komische Wirkung.

Es werden bei einem Zeugma also Satzteile miteinander verbunden, die oftmals gar nicht zusammengehören. Als weiteres Beispiel: Er strickte einen Pullover und viele Lügen.

Das Verb stricken wird im ersten Teil durchaus in seiner konkreten Funktion verwendet, im zweiten Teil des Satzes aber gar nicht wieder aufgegriffen, stattdessen wird das erste Verb mit einer weiteren übertragenen Bedeutung aufgeladen. Somit besitzt das Prädikat gleich zwei Bedeutungen zugleich.

Daraus ergibt sich für den Leser oder Zuhörer ein Bruch, ein Moment des Nachdenkens, der Überraschung, der bewusst gewählt ist. Gleichzeitig kann eben wie gezeigt durch diese Verbindung zweier nicht direkt zusammengehöriger Satzteile Ironie aber auch Humor erzeugt und transportiert werden.

Hinweis: Zeugmata sind also Stilfiguren, die dazu dienen, Wörter einzusparen. Ein ganz bestimmter Satzteil bezieht sich dabei auf mehrere Teile des Satzes oder gar ganze Sätze. Das Zeugma wird verwendet, um Sätze zu verkürzen (somit manchmal aus reiner Bequemlichkeit) oder auch zur Überraschung des Lesers oder auch zur Erzeugung komischer Effekte.

Zeugma als Brachylogie

Die Bracholygie ist eine spezielle Form der Äußerung. Man versteht darunter den Versuch, mit möglichst wenigen Worten die größte Aussagekraft zu erwirken. Mit möglichst wenigen Zeichen soll also möglichst viel gesagt werden. Typische Verwendungsgebiete der Brachylogie sind das Drama und die Lyrik.

Dazu zählen sämtliche Stilmittel, die das Gesagte verkürzen oder knapper erscheinen lassen. Unwichtige Wörter werden weggelassen, das Wesentliche ausgelassen oder eben, wie beim Zeugma: Ein Wort bezieht sich auf mehrere andere.

Rhetorische Mittel der Brachylogie

  • Ellipse: Ein Satz ist nicht vollständig ist. Er ist grammatikalisch lückenhaft, aber dennoch für dem Empfänger verständlich. Demnach sind Zeugmata identisch mit Ellipsen.
  • Syllepse: In einem Satz wird ein Satzteil mehrmals verwendet und auf verschiedene Satzelemente bezogen wird. Syllepse und Zeugma können als Synonyme verwendet werden.
  • Zeugma: ursprünglich: das Verb eines Satzes bezieht sich auf mehrere Elemente des Satzes. Im modernen Sinne wird der Begriff des Zeugmas so erweitert, dass er alle Merkmale, die für eine Syllepse charakteristisch sind, umfasst.
  • Aposiopese: Die Kernaussage eines Satz wird nicht benannt. Der Empfänger muss diese vielmehr erraten. (Bsp.: „Warte nur, wenn ich dich erwische …“) Die Konsequenz muss vom Leser selbstständig hinzugefügt werden.
  • Apokoinu: Sie dient ebenfalls dazu Wörter in einem Satz einzusparen.

Wirkung und Funktion des Zeugmas

Einem Stilmittel können immer unterschiedliche Wirkungen haben, ihnen eine einzige zuzuschreiben ist daher nicht möglich. Oft verhält es sich nämlich nicht wie in der Theorie beschrieben oder es wird vom Autor ganz bewusst mit der klassischen Wirkweise gespielt, um die Grenzen auszuloten und zu erweitern. Trotzdem lasse sich grobe Aussagen zu den einzelnen Wirkungen treffen, die hier kurz noch einmal zusammen gefasst werden sollen.

Das Zeugma wird immer genutzt, wenn sich ein Satzteil auf mehrere Wörter oder andere Satzteile beziehen soll. Meistens ist es ein Verb. Mittlerweile wurde die Definition aber so ausgeweitet, dass Zeugma und Syllepse synonym sind.

Durch den Einsatz von Zeugmata werden die Sätze verkürzt. Diese Verkürzungen kommen oft dann zum Gebrauch, wenn ein Text umgangssprachlich klingen soll. Damit sollen springende Gedanken, abgebrochene Gedankengänge zum Ausdruck gebracht werden. Zögern, Auslassungen, Pausen bei der Satzformulierung, wie sie für die Alltagssprache charakteristisch sind.

Zudem wird das Zeugma auch dazu benutzt, einen komischen Effekt zu erzielen und Ironie in einen Text mit einfließen zu lassen. Gerade die Kombination von ungewöhnlichen Wendungen, Satzteilen miteinander führt oftmals zur Überraschung und Verwirrung des Lesers/Zuhörers.Es ergeben sich manchmal dadurch auch sinnwidrige Passagen, deren Sinn erst vom Empfänger hergestellt werden muss.

Polyseme Verben sind oftmals die Grundlage von Zeugmata. Polysem ist ein Wort dann, wenn es für verschiedene Bedeutungsinhalte der auch Begriffe gleichzeitig stehen kann. In diesem Sinne lässt sich Polysömie auch als Mehrdeutigkeit auffassen.

Typische Situationen, die die Verwendung eines Zeugmas ermöglichen, sind somit:

  • Ein Verb kann in mehreren zusammengesetzten Formen oder alleine auftreten („heißen“, „willkommen heißen“).
  • Ein Verb kann mit unterschiedlichen Partikeln auftreten: „Er trat die Tür ein und den Rückweg an“.
  • Ein Verb besitzt unterschiedliche Bedeutungen wie: „Er schlug die Scheibe und den Weg nach Hause ein“.

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