Was ist eine Repititio? – Beispiele, Wirkung & Erklärung

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Was ist eine Repititio? - Beispiele, Wirkung & Erklärung

Die Repetitio, auch Wiederholung, bezeichnet ein in allen literarischen Gattungen vorkommendes Stilmittel. Es definiert die mehrmalige Wiederholung eines Wortes oder einer Abfolge von Wörtern in einer Strophe oder dem selben Vers.
Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, zu welcher Position die Wiederholung der Elemente oder des Elements eintreten kann.
Die Repetitio erfüllt dabei, wie auch alle anderen Stilmittel, einen bestimmten Zweck.

Jegliche Art einer Wiederholung fällt unter den Begriff Repetitio, welcher sich aus dem lateinischen Verb ‚repetere‚ – ‚wiederholen‚ ableiten lässt.

Folglich lässt sich schon durch die Übersetzung auf die Bedeutung des Stilmittels schließen – die Wiederholung. Der Begriff Repetitio ist allerdings mehr ein Sammelbegriff für jegliche Wiederholungen einzelner Stilfiguren.

Betrachten wir hierzu ein Beispiel:

  • Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

Der Beispielsatz zeigt uns die letzten Worte Jesu, formuliert von Evangelist Markus.
Dieses Beispiel ist eine Art der Exclamatio (Ausruf), da zu Beginn die Wortfolge ‚Mein Gott‚ wiederholt wird.

Hierbei ist die Anrede an eine physisch nicht anwesende Existenz gerichtet, folglich gilt die Anrede ebenso als Apostrophe. Eine Dopplung wird somit Geminatio oder Epanalepse genannt.

Betrachten wir ein weiteres Beispiel:

  • Sir Mortimer, Ihr überrascht mich nicht, erschreckt mich nicht.
    Auf solche Botschaft war ich schon längst gefasst. Ich kenne meine Richter.

Das Beispiel, aus dem Drama ‚Maria Stuart‚ von Friedrich Schiller, zeigt eine weitere Art der Wiederholung. Gegensätzlich zum ersten Beispiel, wird die Wortfolge nicht unmittelbar wiederholt, sondern zum Ende der Teilsätze. Satzenden die in nächster Nähe stehen und aus selben Wortfolgen bestehen, werden Epipher genannt.

Die zu erzielende Wirkung der beiden Beispiele ist dabei eine ähnliche. Mithilfe der Wiederholung wird im ersten Beispiel eine Intensität der Aussage erzielt, wobei im zweiten Beispiel durch eine Verdopplung der Wortfolge ‚mich nicht‚ das Augenmerk auf seine Unerschrockenheit gelenkt wird. Durch die beiden Beispiele sollte nun klar sein, inwiefern sich eine Repetitio in Form und Funktion unterscheiden kann.

Wiederholung – Stilfiguren

Wie bereits gelernt, gibt es mehrere Möglichkeiten zur Wiederholung von Satzteilen, Wortfolgen und einzelnen Wörtern. Meistens gibt es eine klare Bezeichnung für bestimmte Formen. In der folgenden Übersicht werden euch die verschiedenen Stilmittel anhand eines Beispiels erklärt.

Dabei ist die Wirkung oftmals eine ähnliche, nämlich eine Intensivierung der Aussage.

  • Anadiplose

Die Anadiplose bezeichnet eine Wiederholung eine Satzendes im darauffolgenden Satzanfang.

Beispiel: Ha! Wie will ich dann dich höhnen! Höhnen? Gott bewahre mich!

  • Anapher

Die Anapher bezeichnet eine (mehrmalige) Wiederholung eines Wortes oder einer Wortfolge zu Beginn von aneinandergereihten Versen oder Sätzen.

Beispiel: Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen.

  • Diaphora

Als Diaphora werden Wiederholungen eines Wortes genannt, welches mehrfache Bedeutungen besitzt. Das Wort ‚Fliegen‚ bezeichnet hier sowohl das Tier, als auch das Verb.

Beispiel: Wenn hinter Fliegen Fliegen fliegen, fliegen Fliegen Fliegen nach.

  • Epanadiplose

Eine Wortfolge, welche einen Satz beendet und den darauffolgenden Satz anfängt, wird Anadiplose genannt. Der umgekehrte Fall wird als Kyklos bezeichnet.

Beispiel: Mit dem Schiffe spielen Wind und Wellen.
Wind und Wellen spielen nicht mit seinem Herzen.

  • Epanalepse

Wortgruppen oder Wortfolgen die unmittelbar zum Satzanfang und kurz darauf wiederholt werden, werden Epanalepse genannt.

Beispiel: Und atmete lang und atmete tief.

  • Epanastrophe

Hiermit ist eine Anadiplose gemeint, oder aber die Wiederholung eines letzten Verses einer Strophe in der darauffolgenden.

Beispiel: Ha! Wie will ich dann dich höhnen! Höhnen? Gott bewahre mich!

  • Epanodos

Ein Epanodos ähnelt dem Chiasmus. Sätze, Teilsätze und Wörter werden überkreuzt wiederholt.

Beispiel: If you can’t be with the one you love, love the one you’re with!

  • Epipher

Die Epipher bezeichnet die Wiederholung von Worten oder Wortfolgen am Ende von in Reihe stehenden Sätzen.

Beispiel: Sir Mortimer, Ihr überrascht mich nicht, erschreckt mich nicht. Auf solche Botschaft war ich schon längst gefasst. Ich kenne meine Richter.

  • Epiploke

Eine Epiploke bezeichnet eine mehrfach vorkommende Anadiplose. Das letzte Wort eines Teilsatzes oder Satzes wird im darauffolgenden Satz unmittelbar zu Beginn wiederverwendet.

Beispiel: Ach war die Frau doch schön, schön war sie und klug, klug war sie und auch voller Mut, Mut durchzog ihren Geist.

  • Epizeuxis

Sobald Wörter oder Wortfolgen in dreifacher Ausführung wiederholt werden, wird der Fall Epizeuxis genannt.

Beispiel: Mir geht es sehr, sehr, sehr gut!

  • Geminatio

Dies bezeichnet die unmittelbare Verdopplung von Wörtern oder Wortfolgen.

Beispiel: O Gott, O Gott, warum hast du das getan?

  • Kyklos

Der Satz- oder Versanfang ist auch das Satz- oder Versende.

Beispiel: Entbehren sollst du! Sollst entbehren!

  • Polyptoton

Als Polyptoton wird eine Wiederholung einer Wortart gemeint, die in unterschiedlichen Fällen gebraucht wird. In diesem Beispiel wird das Wort ‚Mensch‚ erst im Nominativ und darauffolgend im Genitiv verwendet.

Beispiel: Der Mensch ist des Menschen Wolf.

  • Symploke

Eine Verkettung von Epipher und Anapher wird Symploke genannt.

Beispiel: Was ist der Thoren höchstes Gut? Geld!
Was verlockt selbst den Weisen? Geld!
Was schreit die ganze Welt? Geld!

Sonderformen

  • Alliteration

Nacheinander gereihte Wörter mit selben Anfangsbuchstaben implizieren eine Alliteration.

Beispiel: Milch macht müde Männer munter.

  • Figura etymologica

Dies ist eine Wiederholung von Wörtern mit selbigem Wortstamm.
Die Wortart ist allerdings eine andere.

Beispiel: Gar schöne Spiele spiel ich mit dir.

  • Identischer Reim

Ein normaler Reim auf das gleiche Wort.

Beispiel: Heute gehe ich in das Haus, doch gestern kam ich aus dem Haus.

  • Parallelismus

Dies bezeichnet eine reine Wiederholung des Syntax im darauffolgenden Satz.

Beispiel: Kalt ist der Schnee, heiß ist die Liebe.
Langsam lief er hin, schnell kam er zurück.

Inhaltliche Wiederholung

  • Pleonasmus

Der Pleonasmus ist die Wiederholung von sinngleichen Wörtern.
In diesem Fall werden Charakteristika wiederholt.

Beispiel: ‚grünes Gras‘, ‚weißer Schimmel‘, ‚dunkle Nacht‘, ‚bunte Farben‘

  • Tautologie

Die Wiederholung des selben Inhalts durch die Verwendung eines anderen Wortes der selben Bedeutung sowie die Beschreibung eines Sachverhalts durch Gebrauch gleicher Wörter.

Beispiel: Dich werde ich nie und nimmer lieben.
Geschäft ist Geschäft.

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