Was heißt „Pisdabol/Pizdabol“ von russisch auf deutsch übersetzt?

Pisdabol

Schimpfwörter in einer fremden Sprache zu lernen, macht Spaß und wird sogar in den Sprachschulen in den ersten Stunden durchgenommen. In Deutschland gibt es noch immer die veraltete Ansicht, dass man Schimpfwörter nicht benutzt, vor allem nicht, wenn Kinder zugegen sind. In Russland gehört schimpfen zur gesitteten Alltagssprache, letztlich wird das Schimpfen bei Kindern nur temporär hinausgezögert.

Anerzogene Etikette

Wer einmal erleben möchte, wie junge Eltern aus gutem Hause ihren Kindern das Benutzen der Schimpfwörter verbieten, der fährt am Samstagvormittag mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu einem großen schwedischen Möbelhaus und speist dort Köttbullar. „So was sagt man nicht“ ist einer der Sätze, die Kinder von ihren Eltern nicht hören möchten. Kommt das Kind aus dem Kindergarten und spricht ein Schimpfwort aus, welches es freudestrahlend von einem anderen Kind aus der Gruppe gelernt hat, hyperventilieren Eltern gerne und analysieren, unter welchen schrecklichen Bedingungen das arme Kind erzogen wird, dass es anderen Kindern Schimpfwörter beibringt. Da gibt es dann gleich Notstandsausrufe in den Gruppenchats der Kita. Dabei haben Forscher schon vor Jahren herausgefunden, dass Menschen, die gezielt Schimpfwörter nutzen, durchschnittlich intelligenter sind als die, die das gerne abmahnen und verurteilen.

Der Prozess verfolgt ein Kind ein Leben lang. Denn später, wenn es selber Mutter oder Vater ist, wird es auch seinem Kind sagen, dass man das nicht sagt. Vermutlich wird es dann auch in die Gruppenchats Abmahnungen schreiben, um anderen vorzuschreiben, wie man sich gegenüber Kindern zu verhalten hat. Sind wir ehrlich, durch Verbote geben wir den Kindern nur einen viel größeren Anreiz Schimpfwörter zu lernen und zu benutzen. Eltern können das nur hinauszögern, aber spätestens im mittleren Schuljahrgang gehört das zu einem anständigen Vokabular.

Schimpfwörter fremder Sprachen lernen

Da Kinder in der Kita nicht nur deutschstämmig sind, sondern es sich um eine bunte Mischung handelt, lernen die Kinder untereinander auch Schimpfwörter aus anderen Sprachen. „Pisdabol“ ist ein solches Schimpfwort, was die Kinder spätestens in der Schule lernen und sogar Erwachsene hören gerne zu, wenn jemand in einer anderen Sprache schimpft. Statt mit Verboten zu reagieren, sollten Eltern sich mit ihren Kindern und Jugendlichen beschäftigen und gemeinsam die Bedeutung der Schimpfwörter ermitteln.

„Pisdabol“ ist russisch und bedeutet sinngemäß „Waschweib“ oder „Tratschweib“ und ist eine Beleidigung für Männer, die gerne tratschen wie ein „Weib„. Denn noch immer gilt in Russland, dass nur „Weiber“ tratschen und nicht die „harten“ Männer. Im erweiterten Sinne lässt sich das Wort auch als „Laberkopf“ oder „Lügner“ definieren. Wobei für Männer, die gerne etwas feminin sind und auch gerne mal einen kleinen „Tratsch“ halten, die Bezeichnung „Pidaras“ verwendet wird. Das lässt sich mit „Schwuchtel“ übersetzen, weshalb Männer in Russland das Wort fürchten wie andere das Weihwasser. Einmal so beleidigt und der Ruf ist ruiniert.

Homosexualität als Schwäche

Homophobie ist in Russland weit verbreitet und wird auch in der Öffentlichkeit kaum geduldet und akzeptiert. Seit Jahren bemühen sich Organisationen um mehr Aufklärung und dennoch fallen immer wieder dieselben Floskeln, angefangen auf politischer Ebene bis in den hintersten gesellschaftlichen Winkel des Landes. „Schwuchtel“ oder die „Herabwürdigung“ eines Mannes ist für russische Männer eine sehr schmerzhafte Beleidigung.

Weiblichkeit und Homosexualität werden als Schwäche definiert in einem oft gesellschaftlich „kalten“ Russland. Die russische Jugend rückt aber zunehmend von den harten alten Beleidigungen ab und nutz viel häufiger das Wort „Pizdation“ im russisch-englischen Slang (Pisdejschn), was so viel bedeutet wie „Katastrophe“ oder „Basta“ aus dem Italienischen für „Schluss jetzt„. Wenn jemand tratscht oder auch Lügen erzählt, wird er durch die ältere Generation persönlich beleidigt, während die Jugend das als katastrophal empfindet und jemanden dazu auffordert, das sofort zu unterlassen. Sprachen sind immer eine Beta-Version und die Generationen entwickeln sie weiter, weshalb sich auch Schimpfwörter immer wieder verändern und Eltern nicht in Panik geraten müssen, wenn ihr Kind mit einem neuen Schimpfwort in einer Fremdsprache nach Hause kommt. Das Wort bleibt temporär und wird eines Tages durch ein neues Schimpfwort ersetzt.

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